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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 572 -
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572 bearbeitet er ein Viertel der Session für Rechnung der Eltern, denen er den Ertrag fertig auf ihren Speicher zu liefern hat. Um die 3.000 bis 4.000 Gulden bar, welche der Mitgift der jungen Frau entnommen werden, kaufen die Eltern wiederum Ackerland zur Erhaltung und Verheiratung ihrer übrigen Kinder. Die zweit- und drittgeborenen Söhne erhalten nach Maßgabe ihres Vermögens von ihren Bräuten gleichfalls eine Mitgift, während die Töchter je nach dem Vermögen der Eltern mit barem Gelde abgefunden werden. Bei Kindstaufen werden meistens für jedes Kind andere Pathen genommen. Gewöhnlich erhalten die Kinder die Namen ihrer Tauspatheu. Beliebte Namen sind: Johann (Hansi), Jakob, Adam, Peter, Kasper, Niklas, Philipp, Paul u. s. w. Unter den weiblichen Namen: Margareth (Gretche), Mariann, Bärbl (Wawi), Eva (Evi), Anna (Ammi), Rosl u. s. w. Zu Weihnachten, Astern und Pfingsten pflegen die Pathen (Göd, Godl) ihre Pathenkinder zu beschenken. Bei Todesfällen ist es Sitte, bei dem Todten zu wachen. War der Verstorbene verheiratet uud bejahrt, so versammeln sich um ihn nur verheiratete und ältere Personen. Bei jung Verstorbenen pflegt sich außer den Verwandten und Nachbarn die junge Welt zu versammeln. An den Leichenbegängnissen nehmen Viele theil. Nach dem Begräbnis; werden die Verwandten, guten Freunde, Nachbarn und Todtenträger zum Todteuschmaus oder „Todtenimbs" geladen. Den Verstorbenen wird große Pietät gezollt. Zu Aller- seelen werden ihre Grabhügel erneuert und bekränzt, man widmet ihnen Gebete, Messen, Wachskerzen in der Kirche und ehrt ihr Andenken durch fromme Stiftungen. Die hohen Festtage werden andächtig gefeiert. Zu Weihnachten gehen Bethlehemskinder von Haus zu Haus und verkünden singend die Geburt des Erlösers. Am Dreikönigstag werden sie durch Knaben abgelöst, die als Könige maskirt sind und einen Stern einhertragen. Am Tage St. Johannis des Evangelisten trägt man Wein in Flaschen zur Kirche, wo derselbe gesegnet wird, um dann daheim bei Tische von Hand zu Hand zu gehen uuter dem Spruche: „Sauct Johannis Segen, muß getruuke sin." An diesem Tage wechseln die Dienstboten den Dienst. Die neuen Dienstboten und ihre mit Blumen bemalten Truhen werden vierspännig nach dem Hause der neuen Dienstherren gebracht. Fällt aber der Johannistag auf Mittwoch, so geschieht der Umzug der Dienstboten am Vor- oder Nachtag, denn Mittwoch ist ein Unglückstag, an dem um keinen Preis etwas begonnen werden soll. Die wohlhabenderen Bauern halten vier Dienstleute: den großen Knecht, den kleinen Knecht, die große Magd und die kleine Magd. Der ältere Knecht genießt in einem deutschen Hause großes Ausehen. Nach dem Herrn ist er die erste Person, die zweite Stütze und Rathsquelle der Familie; er ißt immer am Tische mit und sitzt neben dem Hausherrn.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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