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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 573 -
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573 Am Ostersonntag wird früh aufgestanden. Ohne ein Wort mit einander zu sprechen, gehen sie hinaus in den Hof unter freien Himmel und beten mit erhobenen Händen: „Hehre heilige Ostern! Bewahr' uns vor den siebenundsiebzig Fiebern. Steh' uns bei, Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!" Dieses Gebet scheint von den Vorsahren zu stammen, die in den sumpfigen Gegenden des Banats fortwährend vom Fieber geplagt wurden. Nach dem Frühstück verschluckt jedes-Mitglied der Familie im Namen der heiligen Dreifaltigkeit („in den drei höchsten Namen") drei Körnchen vom Palmsonntagskätzchen. Das Ostersrühstück besteht aus einer mit drei Speckschnitten zubereiteten Eierspeise. Anch ist es Sitte, am Ostersonntag rothe Eier zu vertheilen, die der „Osterhas" gebracht hat. Am Morgen des Ostermontags begießen die Burschen die Mädchen, dagegen Dienstag die Mädchen die Burschen. Am Vorabend des ersten Mai richten die Burschen schlanke Tannenstämme, die mit den ungarischen Nationalfarben bemalt sind, als Maibäume auf. Au ihre Spitze sind mit Blumen und Bändern geschmückte grüne Zweige gesteckt und solche Bäume werde» vor den Häusern des Pfarrers, Richters, Notars und Gutsherrn, wie auch vor dem großen Wirthshause aufgestellt. Dort bleiben die Ehrenbäume bis Ende Mai stehen. Die Hauptunterhaltung, das vornehmste Gemeindefest ist aber bei den südungarischen Deutschen die „Kerweih" (Kirchweih). Schon während der Vorwoche geht es in allen Häusern höchst lebendig her, gleichermaßen bei Reich und Arm, denn für den nächsten Samstag erwartet mau Gäste aus den Nachbardörfern, Verwandte, Kinder, lustige Kumpane und Bekannte, die alle an der Kirchweih theilnehmen sollen. In der That ist am Vorabend jedes Haus mit Gästen besetzt. Die Menge der verschiedenen auserlesenen Gerichte übersteigt alle Begriffe. Drei Tage und drei Nächte wird geschmaust und gezecht bis zum Überdruß. Bei den Lustbarkeiten außer dem Hause spielt die junge. Welt die Hauptrolle. Schon zehn Tage vorher wählt sich jeder Bursche ein Mädchen, das die drei Festtage hindurch seine ständige Tänzerin sein wird und ihm den Hut mit Band nnd Buschen zu schmücken hat. Am Samstag vor dem Feste, um vier Uhr Nachmittags, schmettern die Reveille- Trompeten und knallen die Willkommschüsse. Das Volk schart sich in der Hauptgasse und aus dem Kirchenplatze, die „großen Buben" ziehen mit ihrer Musikbande durch die Straßen. Wenn die festlich gekleidete Schar auf dem Kirchenplatz eintrifft, treten die angeseheneren Burschen aus der Menge hervor und begeben sich erst in das Pfarrhaus, von da zum Richter und zum „Notari"; sie begrüßeu sie im Namen der Jugend, bitten um Erlaubniß zur Lustbarkeit und laden die Obrigkeiten dazu ein. Von hier ziehen sämmtliche Burschen unter schallender Musik uach irgend einem gastfreien Hause zum Nachtmahl, das aber nur aus dem Stegreif stattfindet, denn alsbald machen sie sich auf nach dem großen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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