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hinzugehen, um die bekannten Frauen und Männer zu begrüßen, was natürlich auch nicht
ohne Geschenke abläuft.
Uuter den Festgebräuchen ist am interessantesten der Psingstzng der Kralyiczas,
Er verläuft auf ähnliche Weise wie bei den Serben, mit denen ja eine Verwandtschaft der
Sprache und Sitten besteht, nur daß die Buuyeväczen Katholiken, uud zwar sehr eifrige
siud. Auch magyarisch lernen sie gerne, den Wissenschaften aber sind sie nicht gerade hold.
Nach den Daten der Volkszählung kann kaum ein Fünftel von ihueu lesen uud schreiben.
Dabei hat aber fast jede Familie irgend einen Zweig, der zu Reichthum uud dadurch zu
„Herrenthnm" emporgediehen ist; solchen Zweigen gehören jene Mittel- und Großgrund-
besitzer mit Namen auf —ies uud —vics au, die, au Gesinnung und Denkart vollkommen
zu Magyaren geworden, in kritischer Zeit das Volk stets den Interessen der Stadt und
des ungarischen Vaterlandes gemäß zu leiten wissen.
Die südlichste Pnszta von Maria-Theresiopel ist das wegen seiner schönen Rinder
nnd Pferde bemerkenswerthe Zobuaticza, das schon gauz nahe bei Topolya liegt. Diese
große magyarische Gemeinde von 10.000 Einwohnern hat sich im vorigen Jahrhundert
augesiedelt. Damals war sie Eigenthum des Barons Kray, jetzt gehört sie der Familie
Zichy. Dieselbe ist Sitz eines Bezirksgerichts und Stuhlrichteramts und eine bedeutende
Station der Budapest-Semliuer Eisenbahn. Im Süden ihrer Gemarkung liegt die Pnszta
Emnzsies, deren Name aus dem alten Himesegyhaza verderbt ist; die Ruinen des
letzteren sind noch als Steinhaufen zu sehen. Weiter uuteu, im anmuthigen Thale des nach
Südosten fließenden Baches Bäcs-er liegen nahe bei einander Hegyes, Szeghegy und
Feketehegy, einst sämmtlich zum Huuyadi'scheu Besitzthum gehörig. Auf den steileren
Hügeln (Värhegy, Sträzsahegy) sind die Stätten der einstigen Gebäude auch hier au
Steinhaufen zu erkennen. Im Gebiete dieser dreifachen Gemeinde hat am 14. Juli 1849
General Guyon über das Jellacic'sche Heer jenen Sieg erfochten, zu dessen Gedächtniß die
Eomitatsbevölkeruug im Jahre 1887 in der Nähe der Eisenbahnstation von Feketehegy
eine Denksäule errichtet hat.
Westlich von Topolya liegen die Eompossessoratsorte Bajsa , O-Moravicza und
Pacser . Eine halbe Stunde von letzterem, bei Bajinok, erreicht man die Alsöld-
Finmaner Eisenbahnlinie, welche, an Nemes-Mil i t ics vorbei, als nächste Station
Zombor berührt.
An der Stelle von Zombor stand vor der Niederlage bei Mohäes die Ortschaft
Ezobor-Szent-Mihaly mit einem kleinen Schlosse; beides gehörte sammt der ganzen
Gegend (bis nach Baja und Jaukovaez hinauf) der reichen Familie Ezobor. Die Türken
verheerten natürlich Ort uud Schloß; au der nämliche» Stelle entstand danu eine neue
Niederlassung, die man seit 1543 Zombor zn nennen begann, indem die neuen Bewohner
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch