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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 652 -
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652 Tief im Wasser liegt ein Marmorklumpen, Auf dem Marmor steht von Gold ein Humpen, Drin ein' Handvoll Schnee von Eiseskälte; Leg' den Schnee aufs Herz dir, aufs gequälte: Wie der Schnee an deines Busens Gluten, Schmilzt um dich mein Herz bis zum Verbluten!" Unter den an den Verlauf des Kalenderjahrs gekniipften serbischen Festen ist das erste das Weih nachts fest (boöic). Der Familienvater geht in den Wald und fällt eine jnnge Eiche, von der er einen Klotz (backr^ak) heimträgt, wobei er sagt: „Gute» Abeud! glückliche Weihnächte»!" Der Klotz wird auf das Feuer gelegt. Am Abend dieses Festes (backnji <lc>n) streut der Familienvater Stroh auf den Stubenboden uud singt dabei kirchliche Gesänge. Die Hausfrau setzt sich ans das verstreute Strvh, damit ihre Gluckhenne die Eier richtig ausbrüte. Dauu schüttet er Weizen auf den Tisch, bindet ein rothes Band quer darüber und legt so viele Stücke Knoblauch darauf, als die Familie Mitglieder hat; hierauf geht er in den Stall uud gibt dem Vieh Salz zu lecken. Besitzt er Bienen, dann bläst er so viele Male in jeden Bienenkorb hinein, als er Schwärme zu habeu wüuscht, und bezeichnet diese Zahl durch ebenso viele Knoten an einem Bindfaden. Früh Morgens geht man in die Kirche zur Frühmesse, wo denn der Priester mit feierlicher Stimme verkündet: „Xiisws se roäi« (Christus ist gebore«); die Auweseuden rufen darauf in starkem Chor: »Va istinu roäi« (Wahrlich, er ist geboren). Dann umarmt sich Alles, sogar Feinde, welche diesen Augenblick ergreifen, um sich zu versöhnen. Zu Hause augelaugt, umarmt sich die gauze Familie. Nach der Messe setzt sich die Familie mit den Weihnachtsgästen (polaZaMk) zum Liebesmahl. Morgens erscheint vor jedem Hause ein Besucher und wirft mit der einen Hand Getreide zur Thür herein mit dem Rufe: „Christus ist geboren". Aus dem Hause streut Jemand ebenso Getreide hinaus und antwortet: „Wahrlich, er ist geboren". Nnn tritt der Besucher näher, schlägt mit seinem Stäbe auf den noch brennenden Eichenklotz, so daß dieser Funken sprüht, und sagt: „So viel Funken, so viel Pferde, Ochsen, Schafe, Ziegen, Schweine, Bienenkörbe, so viel Glück und Segeu wüusch' ich". Aus seiner Betonung werden mancherlei Schlüsse auf die Erfüllung seiner Wünsche gezogen. Die Hausfrau bewirthet den Besucher. Der breuueude Klotz wird dann gelöscht und im Obstgarten auf die Äste eines jungen Obstbaumes gelegt, was den Obstertrag fördern soll. Während des Mahles brennt eine in den Weihnachtskuchen gesteckte Wachskerze uud die Familienmitglieder ruseu einander fortwährend zu: „Gottes Friede mit uns! wahrlich, Christus ist geboren". Nuu wird auch die öesniea (große Pogatfche) gebrochen, in der ein Geldstück versteckt ist: wer es bekvmmt, wird ein glücklicheres Jahr haben als die übrigen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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