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200 bis 250 Meter tief ins Plateau ein, führt die Gewässer des Sees und der übrige»
Umgebung bald unter- bald oberirdisch ab und verläuft in vielfachen, aber nicht weit
ausgreifenden Windungen, hier und da durch eiueu Querriegel eingeengt, beiläufig
18 Kilometer laug bis zur Stelle, wo sie mit dem als Kanäle ckell' ^rsu- bezeichneten
Meeresfjord zusammentrifft, der aus dem Qnarnero her beim Hafen vou Caruizza
sich dem Arfa-Thale landeinwärts entgegenstreckt, eine Breite von durchschnittlich etwa
1 Kilometer besitzt und in seinem unteren Theile und selbst bis nahe an sein sackförmiges
oberes Ende, wo der Arsa-Bach mündet, Seeschiffe aufzunehmen vermag.
Nachdem wir das Innere Jstriens nach der Länge uud Quere kennen gelernt,
vergönnen wir uns zum Schlüsse noch eine Seefahrt um das ganze Dreieck herum znm
Genusse jener Scenerien, wegen deren der Binnenländer hauptsächlich das Küstenland
aufzusuchen und werthznschätzen pflegt.
Der Anblick, den die istrianische Küste gewährt, ist natürlich ein verschiedener, je
nachdem man mit eiuem der kleineren Küstendampfer, welche fast alle Hafenorte berühren,
oder mit einem der großen dalmatinischen oder levantinischen Dampfer weiter entfernt vom
Lande fährt. Wir ziehen das Erstere vor.
Der landschaftliche Charakter der Westküste wird dadurch bestimmt, daß sie deu
Abbruch des von Osten her immer niedriger werdenden Plateaulandes bildet. Längs der
Wasserlinie gibt es daher — nur mit Ausnahme der erdigen Mündnngs-Alluvioueu
einiger Torrenten zwischen Mnggia und Pirano — keinen flachen Strand und das Ufer
steigt steil, oft auf lange Strecken fast senkrecht und kaum erklimmbar empor, aber meist
nur wenige Meter hoch, und es ragen unmittelbar dahinter keine irgend bedeutenden
Höhen hervor; erst weithin am östlichen Horizont heben sich die Hügelwellen des inneren
Plateau und der Höhenzug des Moute Maggiore vom Firmament ab, das im Süden uud
Westen unmittelbar ins Meer zu tauchen scheint.
Der Umriß der Westküste zeigt einen vielfachen, fast ununterbrochenen Wechsel von
tiefen, oft auch weiten Einbuchtungen und vorspringenden Landzungen, ist daher reich an
natürlichen Häfen, die zu zahlreiche» Aufiedlungen und zur Entwicklung des Schiffs-
verkehrs — allerdings von wechselnder Regsamkeit und ungleichem Erfolge — Anlaß
gegeben haben. Der Kurs aller Fahrzeuge führt außerhalb der zerstreuten kleinen Inseln,
die hier sämmtlich nahe der Küste liegen, so daß sie mit dieser zusammeuzuhäugeu
scheinen; erst bei Fasaua Präsentiren sich die weiter draußen gelegenen Brionischen Inseln,
die zwischen sich und dem Festlande den breiteren Kanal von Fasana lassen.
Dem Anblick von der Seeseite her, wobei die Uudulirung der Küste wegen der
Verkürzung kanm wahrgenommen wird, bieten sich an der ganzen Westküste bald rauhe,
schroffe Uferstrecken, bald malerisch hingelehnte Hafenstädte und Städtchen dar, deren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch