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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Seite - 172 -
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172 Schlosse gesandt war und des tobenden Unwetters wegen um Aufnahme bat. Die Gebieterin gewährte ihm die Bitte, aber, von dem vielen Golde gereizt, ließ sie, da er am kommenden Morgen weiter ziehen wollte, ihre Hunde durch einen ihrer Vertrauten auf ihn Hetzen. Rasch erlag er im ungleichen Kampfe und nun uahm die Gräfin der Leiche die kostbare Bürde ab, um sie eigenhändig zu ihren vielen, in unterirdischen Gemächern aufgehäuften Schätzen zu legen. Der Diener, nicht minder der Habgier zugänglich als seine Herrin, folgte ihr dahin nach und erschlug sie, da sie das Versteck wieder verlassen wollte. Doch auch die zweite Blutthat war vergeblich unternommen worden. So emsig der ungetreue Knecht auch suchen mochte, es wollte ihm nicht gelingen, den Ort aufzufinden, wo die Schätze verborgen lagen. Seitdem erscheint in Zwischenräumen von sieben Jahren der Geist der Gräfin mit fliegenden Haaren, in weiße Laken gehüllt und umgeben von ihren Hunden, die ein entsetzliches Geheul anheben. Fände sich ein Unerschrockener, der den Geist nach dem Aufbewahrungsort des Goldes früge, so fände er endlich Ruhe. Bis heute hat sich keiner noch gefunden; eine Wache aber, die einmal nach dem Gespenst schoß, fiel bewußtlos zu Boden uud verschied im selben Augenblick. Noch sei eines artigen Geschichtchens gedacht, das sich das Volk von Görz erzählt. Es ist dies „die wahre Geschichte von Tonetto Bnsetto". Es war einmal ein Schuster, der schon lange Jahre mit seiner Ehehälfte im besten Einvernehmen lebte, obgleich ihr Bund des Kindersegens entbehrte. Einstmal wollten sie in den Wald, selbander Holz zu klauben, vorher aber stellten sie zum Feuer einen Topf mit Bohnen, die ihnen bei der Rückkehr als bescheidenes Mahl dienen sollten. Da sie heimkehrten, fanden sie, daß die Bohnen noch nicht gar waren; da gerieth der gestrenge Hansvater, der es nicht leiden mochte, daß nicht alles genau nach seinen Wünschen gehe, in heftigen Zorn uud brach iu die Worte aus: „Würden doch aus diesen Bohnen ebensoviele Kinder, die uns bei der Arbeit helfen könnten!" Sieh' da — kaum waren diese unüberlegten Worte gesprochen, als die Bohnen sich in Kinder verwandelten, welche der Reihe nach über den Rand des Topfes auf den Herd hüpften. Meister Knieriem und seine wackere Hälfte erschraken nicht wenig über diesen ausgiebigen Segen, und da sie diesen Geschöpfen nicht recht väterliche und mütterliche Gefühle entgegenbringen konnten, wird man sie nicht so gar entmenscht finden, daß sie nach Stöcken langten und die ganze Brüt, die sie doch nicht hätten nähren können, flugs erschlugen. Wie häufig rascher That, folgte ihr auch diesmal die Reue auf dem Fuße. Kaum war sie vollbracht, so seufzte das Paar im Verein: „Oh wäre uns wenigstens eines geblieben, es hätte unsern schönen Birnbaum bewachen können!" „Da bin ich, Väterchen, da bin ich", ließ sich da eine helle Kinderstimme vernehmen. Freudig angeregt machten sich die Eheleute an die Suche und sandeu endlich den einzig Überlebenden in einem Stiefel versteckt. Schier hätten sie ihn mit ihren Umarmungen erdrückt, doch sie wußten sich zu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Das Küstenland, Band 10
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Das Küstenland
Band
10
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.63 x 22.44 cm
Seiten
390
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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