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greift man zum xmlo, zum Kreisel, ein Beweis, daß die inuli mit deu Grieche», welche
den i-twmbos, und mit den Römern, welche den tuiko hatten, in nächster Verwandtschaft
verbunden waren. Niemand wird aber so unartig sein nnd der Jstrianer Jugend ein
gewisses Interesse für das Geld absprechen wollen. Der muic» hat dazu das Nurco-
maäonna, das „Kopf und Wappen" der Wiener, das „Kopf und Schrift" der Vorarl-
berger. Es muß dieses Spiel wohl uralt sein uud uoch aus den Zeiten der Republik
Venedig herrühren, welche als kleine Scheidemünze die x^ettu gebrauchte mit dem
geflügelten Löwen von San Marco auf der eiueu und dem Bilde der Madonna ans der
anderen Seite. Behagt ihm dieses Spiel nicht, so kann er sich noch andere auswählen: das
Farbenspiel, i eolori; das Pfandspiel, i pe^ni; das Versteckspiel, seoncker; das
Brautspiel, i sposi; das Schaukelspiel, ei üit,>lo-?otc»Io.
Der Mensch, heißt es aber, ist von der Natur für die Gesellschaft erschaffen worden
nnd in ihr mnß er sich mit seinem Scharfsinn, womöglich schon in der Jugend bemerkbar
machen. Der Jstrianer Knabe wählt sich in dieser Hinsicht zuerst den LarbuMw, klaria
Orba, die „Blindekuh" aus oder den bo^olo eanurin, die „Ringelreihe" oder den ealle,
das heißt „Stehe einem den Bock". Ein Knabe hat, ohne bemerkt zu werden, etwas in
einer Hand versteckt, beide Fäuste sind fest zugedrückt. Wie kann man nnn wissen, was
es sei und welche Hand es verborgen halte? Man nimmt Zuflucht zum Apostel uud
Fischer Andreas. Der Knabe sagt einen betreffenden Vers, berührt abwechselnd beide
zugedrückten Hände seines Gegners und wo zuletzt der Zeigefinger ruht, da muß sich die
Hand öffnen.
Wir haben aber auch mit erwachsenen Personen zu thun. Der Mann ist nicht zu
Hause, wohl aber die biedere Hausfrau, uud zwar zur Winterszeit an einem Sonn- oder
Feiertage. Sie hat Besuche uud das viele Reden wird manchmal auch langweilig. Um die
Zeit zu vertreiben, wird die Tombola hergenommen oder das Gansspiel. Sollte sie aber
mit diesem nicht zufrieden sein, so ist gleich ein Satan da, das Lotto, der sie verfolgt uud
versucht. Ach leider! In Trieft und in Jstrien herrscht eine solche Spielwuth, wie man sie
kaum in einem anderen Lande unserer Monarchie finden kann. Man macht in dieser
Hinsicht alle möglichen Combinationen und Studien, astrologische und somuologische
Berechnungen, die von höchst verderblichen Folgen für das Volk begleitet sind. Man
besuche z. B. nur das Stadtviertel klena veetüa iu Trieft. Hier ist es, wo junge und alte
Megären den ganzen lieben Tag mit gefärbten earlelloni und mit Stoffen, Geschirren,
Eßwaaren und Geflügel versehen ihren Kram preisend und feilbietend herumziehen.
Nummern auf Nummern werden gesetzt. Ein mulc» zieht sie öffentlich, bisweilen mit
Betrug aus einem Beutel heraus, uud so entsteht manchmal ein höllischer Lärm, der zur
Abwechslung mit Fluchen, Schimpfen, anch wohl mit Raufen nnd Prügeleien verbunden ist.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch