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führt im Handel kurzweg den Namen Görzer Obst. Frühobst, insbesondere sehr schmack-
hafte Kirschen, werden im Frühjahr besonders stark exportirt; ebenso finden Stein und
Kernobst, Feigen und Trauben guten Absatz. Anch die üppigen alten Kastauieuhaiue des
Collio liefern Kastanien nud Maronen für den Export. Endlich gelangen auch Gemüse-
arten, namentlich Spargel nud zeitlich blühende Gartengewächse: Veilchen, Lorbeer uud
Kirschlorbeerlaub reichlich zur Ausfuhr. Ein dem Collio eigenthümliches Trockenobst sind
die Prnnellein Pflanmen, welche geschält nnd des Kerns eutledigt an der Sonne getrocknet
werden. Auch audere Steiu- uud Kernfrüchte uud Feigeu werden durch Trockueu cvuservirt.
Dieses Obst, welches alleuthalbeu eine» sehr gute« Ruf genießt, wird nicht mir uach dem
nördliche» Europa, sondern selbst nach Nordamerika stark verschickt nnd ist gerade für
die ärmere Bevölkerung eine Quelle neiiueiiswerthen Erwerbes.
Das Gebiet des Karstes, ein steiniges Plateau von durchschnittlich 300 Meter
Höhe, welches sich in sanfter Abdachung von der Südostgrenze des Landes zmn Meer
hinsenkt uud daselbst mit schrosseu Uferu abfällt, hat die Natur sehr stiefmütterlich bedacht.
Im Winter ist der herrschenden Borastürme wegen das Klima uugemeiu rauh; im Sommer
wird die durch die Trockenheit des Bodens gesteigerte Hitze ebenso für Pflanzen und Thiere
als für deu Meufcheu unzuträglich. Kein erfrischender Wasserlauf durchzieht deu wüsteu
Landstrich uud das spärliche Negeuwasser wird vou dem zerklüfteten Bodeu wie vvu einem
Schwamm aufgesogen. Primitiv gebante Eisterneu und Psützeu fangen nvthdürftig das
für Mensch und Vieh unentbehrliche Wasser auf. Aus dem Boden ragen mitten nnter
endlosen Steintrümmern allenthalben mächtige Felsblöcke empor oder es erhebe» sich
kahle Hügel, welche hier und da trichter- oder beckensörmigeu, gegen den Wind geschützteil
Einseuknngen oder sogenannten Dolinen Platz machen, deren Sohle mit röthlicher eisen-
haltiger Erde bedeckt ist nud von dem Karster Bauer mit unverdrossenem Fleiße bearbeitet
wird. Auch soust wird jedes aubauwürdige Fleckchen Erde mit zusammengelesenen Steinen
nmsriedet. Au solche Umfaffnngsmauern lehnen sich, vor der Bora geschützt, Rebenlauben
und einige Fruchtbäume au. Selbst freistehende niedrige Nebenreihen halten gegen Wind
und Wetter staud, uud zwischen ihnen schießt der Weizeu iu die Halme, gedeihen Haiden,
Rüben nnd Kartoffeln. Eigentliches Wiesenland ist hier selbstverständlich nicht vorhanden.
Das spärliche Gras, welches sich unter dem Gestein hervordrängt, reicht nothdürftig für
den Unterhalt eines sehr bescheidenen Viehstandes aus. Der kargen Nahrung entspricht der
zwerghafte Rindviehschlag.
Dieses im Allgemeinen typische Bild des Karstlandes trifft jedoch nicht durchwegs
zu. Gewisse, auf alte Flußbette deutende thalartige Einsenkniigen des Bodens, welche das
in die tiefen unterirdischen Höhlenlabyrinthe gedrungene Flnßwasser bloßgelegt hat, sind
mit einer ziemlich tiefen Ackerkrume bedeckt uud lohnen die Mühen des Landmanns.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch