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und Trebbiaiw verde (bei Perugia) bekannt sind. Der Trebbianer, dessen berühmteste
Art im XVII. Jahrhundert im Gebiete vou Pisiuo vorkam, wird noch gegenwärtig in
mäßigen Mengen auf deu Hochebenen und den Hügeln mit Kalkboden geerutet, wo er
inmitten der frei sich rankenden Reben sehr kräftig gedeiht. — Eine andere Gattung,
welche gleichfalls sehr alt ist und im XIII. bis XV. Jahrhundert der typische Wein
Jstriens war, der als Zoll der Gemeinden den Patriarchen von Aqnileja, beziehungsweise
der Stadt Venedig geliefert wnrde, ist die weiße Ribolla; sie wird jetzt in einiger Aus-
dehnung nur auf dem Gebiete von Jsola gebaut. Der Terra uo oder Resosco, gegen-
wärtig der typische Rothwein, welcher in großen Mengen nach Trieft verkauft wird,
wird schon im XV. Jahrhundert als edler Wein erwähnt. Gleichfalls in sehr früher Zeit
werden die gelben Mnscateller Jstriens genannt; einen derselben, den von Castel
Rosaccio (Rvsariol) bei Capodistria, nennt Andrea Bacci, Leibarzt des Papstes Sixtns V.,
als einen Wein, der damals am kaiserlichen Hofe sehr gepriesen und iu Deutschland und
Böhmen gesucht war. Diese alten Mnscateller von Capodistria leben heute noch in den
berühmten Vini liqnori jener Küste fort, und zwar unter dem in Norditalien wohl
bekannten Namen Monte Moro, Arzioli, San Tomä und Sau Petrouio, lauter
Ortschaften in der Nähe von Capodistria.
Fast jede Spur ist verloren gegangen vom Groppello, von der Calcionesa
und vielen anderen Varietäten, welche Monsignor Tommasini, Bischof von Cittanova, in
seinen um die Mitte des XVII. Jahrhunderts geschriebenen „Commentaren über Jstrien"
erwähnt. Ebenso erging es auch zahlreichen anderen Sorten.
Von den in der Neuzeit eingeführten ausländischen Rebenarten ist vor Allem der
Caberuet von Medoc zu nennen, der hier mit den Eigenschaften des Bordeauxweins
die Vorzüge großer Ausdauer und reichen Ertrages verbindet. Vortreffliche Weine lieferten
überdies die Pinots aus Burguud, die Syrah der Ermitage, die Tramiuer vom
Rhein, die Semil lou der Gironde, welche allgemein Verbreitung gefunden haben. Aber
fchon zwiugt die Phylloxera zu neuen Reformen uud der Dorks - Madeira , der
Rupestris, der Solonis, der Riparia und andere amerikanische Reben, welche dem
verderblichen Jusect Widerstand leisten, nehmen, da sie zum Pfropfen benützt werden,
schon jetzt eine wichtige Stellung im Weinbau Jstriens ein.
Um das Jahr 1840 erzeugte Jstrien ungefähr 150.000 Hektoliter Wein. Die
Produktion sank dann in den Jahren, da das Oidium wüthete, auf 70.000 Hektoliter
herab, um sich aber, als die Anwendung des Schwefels allgemeiner geworden war, auf
mehr als das Doppelte zu erheben. Dank den im letzten Jahrzehnt neu angelegten aus-
gedehnten Weingärten wird die Prodnetion bald eine halbe Million Hektoliter erreichen,
vorausgesetzt, daß die Phylloxera nicht weitere Verwüstungen anrichtet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch