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Hierzu tragen auch die merkwürdigen Naturbilder bei, welche dort drinnen die raschen
Wässer der Berge im Verein mit den Steilwänden der Kalkabstürze zusammenstellen,
beispielsweise der Durchbruch der Cikola bei Deruis, namentlich aber die Wasserfälle
von Scardona. Letztere reihen sich, vom Standpunkt der malerischen Wirkung aus
betrachtet, mitten ein zwischen die jähen Stürze der Alpen nud die breiten Cascaden, zu
deren Typus der Rheinfall oder der Niagara gehören. Die Fälle sind mehr in die Breite
ausgelagert, stürzen aber doch über eine ansehnliche Anzahl von Absätzen herab, erinnern
also sowohl an die jähen Fälle des Hochgebirges, als auch an jene Flußbett-Terrassen,
können demnach Stromschnellen mit sehr starkem Gefälle genannt werden. Felsen trenueu
das Flußbett der hier bereits mit der Cikola vereinigten Kerka.
Wenn man in Versailles und Sanssouci die Cascaden betrachtet, so könnte man auf
den Einfall kommen, daß dieselben nach dem Modell der Fälle von Scardoua angelegt
worden sind. Sechs Felsstufen sind es, über welche der Fluß herabkommt. Das fallende
Wasser gleicht einem Gletscher, der in der Mittagssonne glänzt. Die dunkleren Zwischen-
räume, beim Gletscher die Klüfte, das sind hier die langen Linien, an welchen der Fels
durch den Schaum blickt. Nur der aufstäubende Wasserdunst beeinträchtigt den Werth
dieser Vergleichuug. Am frühen Morgen dagegen bietet der Wassersturz ein anderes Bild.
Da erscheint der untere Theil der Schaumwolken in dunklem Blau; erreichen sie aufsteigend
das Licht der Sonne, so schimmern sie in milchigem Glänze, doch scheint der Strudel des
Sturzes durch sie hindurch. So werden die Dünste aus dem Abgrund gegen das Himmels-
gewölbe zurückgeschleudert, von dem sie gekommen sind. Die Luftbewegung, welche durch
die herabdrängenden Wässer erregt wird, ist immerhin so stark, daß man mit Verwunderung
sieht, wie die Bäume, die auf den Inseln neben den Mühlen stehen, weiß angestaubt sind,
als ob Schnee auf ihnen läge.
Wie bei verschiedenen Thälern der Alpen, aus welchen Nebenflüsse einem größeren
Strom zufließen und dabei die Grenzen der verschiedenen Thalstufen bis zum endlichen
Durchbruch des letzten vorgelegten Querriegels, der allmälig zur Klamm ausgearbeitet
worden ist, in Stürzen überspringen, so erscheinen auch hier die Kerkafälle von Scardona,
an deren Fuße sich schon das brakige Wasser des Fjordes mit dem herabgestürzten Fluß
vermengt, nur als der Abschluß einer ganzen Reihe kleinerer Stürze, mit welchen das
Wasser das allerdings nicht sehr bedeutende Gefälle seines Bettes stellenweise überwindet.
Nordöstlich von Knin, wo die Kerka bei Topolje entspringt, bildet der daselbst
einfallende Kerkic-Bach den berühmten 22 Meter hohen Topolje-Fall. Weiter unten folgen
verschiedene Stromschuelleu nnd endlich das großartige Klamm-Schaustück Mailauovic, in
der That dem Lender Wasserfall ähnlich. Noch weiter herab kommt der Fall Slap
(Roncislap), worauf eine ebene Thalstufe von dem seeartig ausgeweiteten Fluß ausgefüllt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch