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hüllt und Knospen und Sprossen sich aufthun, wagt der Grundbesitzer noch nicht Hoffnung
zu schöpfen. Erst gegen Ende dieses Monats hält er sich berechtigt, seinen Blick nach oben
zu richten, als wollte er die Allmacht herausfordern. Er vergißt jedoch, daß oftmals die
Bora auch im Juni und selbst im Juli noch die Weingärten so rein fegt, als hätte sie
Hunderte von Menschen bestellt, um das Vernichtuugswerk so rasch als möglich durch-
zuführen. Während eines Borastnrmes peitschen nämlich die heftigen Nordostboen das
Meer mächtig, es erhebt sich der „Gischt", das ist der fein zertheilte Meerwasserstaub, der
die gauze Insel bedeckt und dessen salzigen Bestandtheile auf die Vegetation wie eine
sengende Materie wirken.
Das Dorf Loparo ist die Heimat des heiligen Marinus, des Begründers der
gleichnamigen Republik. Die Stadt Arbe dagegen zählt den berühmten Erzbischof
de Dominis zu ihren Bürgern. Arbe ist eine alterthümliche Stadt; ihre Häuser liegen
ziemlich dicht an einander gereiht und machen iin Allgemeinen einen düsteren Eindruck.
Die Straßeu siud eng und das Pflaster ist geradezu lebensgefährlich. Auffällig ist die
große Anzahl von Kirchen, welche theils noch im guten Zustand erhalten sind, theils aber
nur mehr aus Ruinen bestehen. Noch vor wenigen Decennien zählte man in Arbe 13 Kirchen
und 7 Klöster.
Im Süden von Arbe beginnt die Insel P ago, welche durch die Bora unter den
dalmatinischen Inseln am meisten zu leiden hat. Sie hat die Gestalt mehrerer länglichen
parallelen Halbinseln, welche durch Landengen verbunden sind; im Süden trennt sie die
Meerenge von Ljnbac vom dalmatinischen Festland. Von der Mitte der Insel aus
erhebt sich der 348 Meter hohe Berg vou St. Vito, auf dessen kegelförmiger kahler
Spitze eine Ruine zu sehen ist; im Nordosten fallen die Abhänge desselben fast senkrecht
gegen die Bucht von Pago ab, im Südwesten dagegen ist die Böschung milder. Die Insel
ist im Allgemeinen steil und steril; nur dort wo ihre verschiedenen Glieder durch die Land-
engen verbunden sind, bemerkt man fruchtbare, vorzüglichen Wein und Öl liefernde
Niederungen. Auf den geschützten Abhängen der Berge wachsen aromatische Pflanzen und
es bilden diese Gegenden vorzügliche Weideplätze; dem entsprechend ist auch die Viehzucht
nicht unansehnlich.
Großartig ist die Bncht von Pago; leider ist sie im Winter bei heftiger Bora
unzugänglich, weil es schwer ist, in dem Kanal della Morlacca gegen dieselbe aufzukommen.
Aus diesem Grunde landen auch die nach Pago bestimmten Schiffe während des Winters
an der Westküste bei Eassion, von wo aus man über eine kleine Anhöhe ans südliche Ende
der Bucht von Pago und zur Stadt gelangt. Vor der Stadt Pago wird die Bucht so
enge, daß eine Brücke beide Ufern verbindet. Jenseits der Brücke sind die berühmten
Salinen, die reichsten Dalmatiens. Auf dem Nordwestende des Vallone di Pago liegt das
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch