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Nare»ta»er, begünstigt durch die Natur ihres Landes, als kühne Seeräuber hervor. Zu
diesen gesellten sich bald als nicht miuder gefürchtete Piraten die afrikanischen Sarazenen
von Kairawan, die nach der Eroberung Siciliens auch das adriatische Meer unsicher
machten. Budua, Rose, Cattaro uud Risano wurden von ihnen zerstört, vom rizonischen
Meerbusen (Bocche di Cattaro) zogen sie gegen Ragusa, welches sie fünfzehn Monate
lang belagerten; hieraus wandten sie sich gegen Tarent und Bari. Endlich verbanden sich
die beiden Kaiserreiche wider den gemeinsamen Feind; Kaiser Ludwig II. entriß den
Sarazenen Bari, gleichzeitig sandte Kaiser Basilins der Macedonier wider die Narentaner
eine byzantinische Flotte aus, welche drei päpstliche Legaten auf der Rückreise aus
Constantinopel ausgeplündert hatten. Zwar führte Kaiser Ludwig nachträglich Beschwerde
über diesen Angriff auf die Narentaner, die er, wenn auch uur nominell, als seine Unter-
thanen betrachtete. Da aber Ludwig bald daruach selbst in Bedrängniß gerieth und das
Frankenreich immer mehr seinem Verfall entgegeneilte, benützte Kaiser Basilius dies, um
die byzantinische Hoheit über die Slaven Dalmatiens wieder herzustellen. Sedeslav, ein
Nachkomme Tirpimirs, wurde von ihm als Herzog bestätigt. Mit ihm uuterwarfeu sich
auch die Häuptlinge der Narentaner und der übrigen Südserben; doch dauerten die
Räubereien der Nareutauer fort uud Kaiser Basilius selbst ertheilte den Römern in
Dalmatien den Rath, sich von den Angriffen derselben durch Tributzahlung loszukaufen.
Die Venetianer folgten diesem Beispiel; um die lästigen Dränger los zu werden, ent-
richteten auch sie eiueu jährliche« Zius. Doch war die Abhängigkeit aller dieser Völker von
Byzanz ebenso lose wie einst jene vom Frankenreich, ja der kroatische Fürst Mnncimir
legte sich sogar den Titel Herzog von Gottes Gnaden, sein Nachfolger Tomislav (um 914)
den Köuigstitel bei. Auch setzten die Narentaner ihr früheres Räuberhandwerk fort,
selbst nachdem sie ans Veranstaltung des Kaisers Basilius die Taufe empfange» hatten.
887 fand in einer Seeschlacht wider sie bei Puuta Miea der Doge von Venedig, Ursus
Particip atius, den Tod.
Die damals noch offene Frage, ob die Herrschaft auf der Adria deu Narentanern
oder den Venetianern zntheil werden würde, wurde im Laufe des X. Jahrhunderts zu
Gunsten der letzteren entschieden.
Den Venetianern kamen die Bedrängnisse, welche den Dalmatinern damals ihre
östlichen Nachbarn, die Bulgaren, bereiteten, sowie die Raubfahrten zustatten, zu deueu die
Narentaner ein über die letzteren errungener Erfvlg ermnthigte. Von den Städten Zara,
Tran, Spalato und von den westlichen Inseln zu Hilfe gerufen, fand sich der Doge Pietro
Orfeolo II. mit Einwilligung des griechischen Kaisers dazu sogleich bereit (991). Er landete
in Ossero, nahm die Hnldignng der Inseln entgegen, empfing hierauf iu Zara den Eid
der Treue und gab dieser Stadt das von deu Kroate» eroberte Pago zurück. Der kroatische
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch