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ja mitunter wagten es einige der Anwesenden in Betreff mancher Fragen den General zu
interpelliren und erhielten natürlich von Rnkavina die geforderte Aufklärung. Wahrhaft
patriarchalische Zustände, welche den Verhältnisse» des Landes vollkommen entsprachen!
Die alten venetianischen Behörden, welche während der Anarchie zum größten Theil
abgeschafft worden waren, wurden wieder eingesetzt. Nur hier und da weigerten sich einige
Landbauern, die ihren Grundherren schuldigen Abgaben zu zahlen, wurden aber durch
Rukaviuas energisches Einschreiten eingeschüchtert, obwohl die Colonenfrage lange noch
eine offene Wunde blieb.
Nachdem so Rukavina den ganzen Küstenstrich bis Makarska mit den dazu gehörige»
Inseln in Besitz genommen hatte, kehrte er am 31. Juli wieder nach Zara zurück, um die
nöthigen Vorbereitungen zur Occupation der Bocche zu treffen. Auf der Rhede von Zara
befand sich noch immer die veuetiauische Flotille, welche unter Morosini die dalmatinischen
Milizen im Mai zurückbefördert hatte. Rukavina ließ einige dieser Schiffe zu seiner
bisherigen Escadre stoßen, mit der er am 12. August den Hafen von Zara verließ.
Auch in den Bocche di Cattaro waren Unruhen ausgebrochen, welche jedoch keinen
so blutigen Verlauf wie iu Dalmatieu nahmen. Cattaro, Dobrota, Perasto und andere
Kiistenorte hatten den ?iovve6itoro stiaorckinario Soranzo auch nach dem Sturz
Venedigs als ihren Vorsteher anerkannt nnd ihm die Vertheidigung der Provinz anvertraut.
Alle sahen aber ein, daß ein solcher provisorischer Zustand nicht lange danern könne, und
darum entstanden zwei Parteien: die eine neigte zu Österreich, die audere hätte gern das
Land uuter Montenegros Schutzherrschaft gestellt, desseu Fürst, der ränkesüchtige Metropolit
Peter I., Petrovic Njegns ein großes Gelüste nach dem Besitz der Bocche di Cattaro
hegte. Er besetzte rasch Budua uud die Grafschaften der Znpa und suchte sich mit den
übrigen Küstenorten ins Einvernehmen zu setzen, beging aber den Fehler, sich offen zu
Gunsten der Demokraten Venedigs auszusprechen, wahrscheinlich in der Hoffnung, durch
dieselben eher zum Ziel zu gelaugeu. Dies bewirkte, daß viele Boccheseu ihu wirklich für
eiueu Jakobiner hielten und seiner Sache abtrünnig wurden. Dadurch erstarkte die öster-
reichische Partei derart, daß die Unterwerfung unter Österreichs Schutz nnd Schirm
feierlich ausgesprochen wnrde. Der bitter enttänschte Metropolit suchte nun seine Politik
dadurch zu bemänteln, daß er dem General Rukavina durch eine Deputation erklären ließ,
die Besitzergreifung einiger bocchesischer Gebiete sei blos eine Vorsichtsmaßregel gegen
eventuelle Ruhestörungen gewesen. Als die österreichische Flotille am 20. August vor
Casteluuovo erschien, ging die Nachricht mit Blitzesschnelle durch das ganze Land und jede
Bnist athmete frei auf, da nun die Gefahr eines montenegrinischen Überfalls vorüber war.
Rukavina nahm die von den Montenegrinern besetzten Gebiete in Empfang und ordnete
die zerrütteten Verhältnisse des Laudes. Am 5. October verließ Rukavina die Bocche di
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch