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Gegen Abend wird die Mutter Gottes in den Hafen von Nona zurückgebracht und unter
Absingung vou Kirchenliedern in die Dvinkirche übertragen.
Der Tag des heiligen Blasius (Vlaho oder Blaz) wird in Ragnsa nnd dessen
einstigem Gebiete aus das feierlichste begangen; man hält in der Kirche des Heiligen ein
Tridnnm mit Predigt und Segen ab. Am Vorabend des Festtages geleiten die Bruder-
schaften der Stadt ihre seidenen Fahnen zur Kirche hiu. Vor derselben senkt der Fahnen-
träger die Fahne dreimal zur Erde nieder uud schwenkt sie nach rechts und links, so daß
sie ganz ausgebreitet in der gleichen Höhe vom Boden nnter heftigem Rauschen sich hin-
bewegt. Hierauf werden die Fahnen in eigens dazu bestimmte Eiseuriuge nach der Reihe
in der Front der Kirche aufgestellt. Abends wickeln sich Viele eine Kerze um den Hals
(ssrlien se), um sich gegen Halskrankheiten zu feien. Am nächsten Morgen nach Sonnen-
aufgang sieht mau aus der ganzen Umgegend das Volk mit wehenden Fahnen und uuter
dem Knattern von Gewehren nach der Stadt ziehen. In der Vorstadt Pile ordnen sich die
Fahnen mit den dazu gehörigen schmucken Burscheu in Doppelreihen; ist Alles versammelt,
so feuert man als Gruß für die Stadt die Pistolen ab und zieht unter den Klängen der
städtischen Musikbaude, die den Zug in Pile erwartet hat, vor die Kirche des Heiligen. Es
gibt kaum etwas Malerischeres, als die Kleider dieser Laudleute, die im Sonnenlicht
von Seide und Gold schimmern. Die Westen, Koporanen (Art Jacke) uud Gamaschen sind
mit Blumen aus lauterem Gold durchstickt. Dazu kommt ein rother Fez mit dicker Quaste
von schwarzer, mit Golddrähteu untermischter Seide; blaue Hosen von Seide oder feiner
Leinwand mit Schnüren und Stickereien von Gold und Seide; ein weißes Hemd mit zwei
Dukaten als Kuöpfeu; ein breiter Gürtel von der allerfeinsten Seide; die Waffenschärpe,
worin ein großes Messer mit silbernen Schalen und zwei Pistolen mit Silberbeschlag
stecken; Strümpfe mit Blumenstickereien, rothe Halbschuhe, eine Patrontasche mit
Quästcheu nnd ein Tabaksbeutel. Nicht lange darnach setzt sich aus der Kathedrale eiue
große Prozession in Bewegung, bei welcher ein großer Theil des kostbaren Ragnsaner
Reliquiarinms mitgetragen wird. Nachmittags wird Tombola gespielt, Abends der Kolo
aufgeführt.
In alter Zeit pflegte am Vortag der Feier der Fürst mit alle» Vornehmen in der
Halle seines Palastes auf Sitzen Platz zu uehmeu, worauf je ein Corps Rijecaner nnd
Zupljauer unter dem Commaudo zweier uach alter Sitte bepanzerter, hoch zu Roß fitzeuder
Hauptleute vorbeidefilirte nnd den Fürsten mit je drei Salven begrüßte. Darauf folgte
ein festliches Abendmahl, bei welchem man die Metropolitaukirche mit Gaben beschenkte.
Am Festtag selbst um 9 Uhr uahm der Fürst mit seinen Vornehmen abermals in der
Vorhalle des Palastes auf Stühle« Platz. Da traten zwölf Weiber, l isniee genannt,
vvr; sie führten eine Art von Dudelsäcken (mjeSmee) mit sich; eine Fahne ward ihnen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch