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einkommen auf und werfen sich, nachdem sie ihre Pferde haben steigen lassen, im Carriere
gegen den Ring, indem sie denselben mit der Lanze zu treffen trachten. Wer mitten in den
kleinen Riug trifft und denselben an der Lanze fortträgt, der wird von der Volksmenge
mit Zurufen begrüßt und einem solchen werden drei Einheiten gutgeschrieben. Trifft
Jemand zwischen den äußeren und inneren Ring oben, so erhält er zwei Einheiten; wer
jedoch in gleicher Weise, aber unten trifft, dem wird nnr eine Einheit angerechnet. Ist
Jemand nach der Reihe abwechselnd dreimal angelaufen und hat er dabei die höchste Anzahl
von Einheiten erhalten, so gilt er als Gewinner des Spiels. Haben zwei Eoncnrrenten
die gleiche Anzahl von Einheiten, dann wiederholen sie das Spiel so lange, bis einer die
Oberhand behält.
Der Sieger wird daraus unter dem Znrns des Volkes und Musikbegleitung von
Allen in die Mitte genommen und die nationale Fahne ihm vorangetragen. Wenn Alle
vor den Richtern und Behörden mit gesenkter Lanze die Rosse zum Steheu gebracht und
der Spielleiter den Gewinner herzlich begrüßt uud belohnt hat, spricht er anch etliche
Worte über die Entstehung dieses Spiels uud den Heldenmuth der alten Sinjaner und
Eetinjaner. Seine Rede pflegt er mit dem Rufe zu schließen: „Hoch lebe unser ritterlicher
König!", in welchen das gesammte Volk einstimmt. Darauf kehrt mau iu derselben Ordnung,
in der man gekommen ist, in die Stadt zurück; nur den Sieger pflegt man noch nach
Hanse zu geleiteu, wo sich Alles zur Bewirthuug einfindet.
Die Volkssitten und Bränche anläßlich der Eheschließung enthalten manches
Erwähnenswerthe. Sie sind nicht überall dieselben, doch haben sie sich mehr minder noch
bis ans den heutigen Tag erhalte», trotzdem die nationalen Bräuche im Dorflebeu foust
allmälig zu verschwinde» uud der Vergessenheit anheimzufallen drohe».
Vor der Hochzeit findet die Verlobung statt. Dieselbe wird dadurch eingeleitet, daß
zwei oder drei Werber mit dem Vater des Bräutigams sich ins Haus des Mädchens
begeben und um dasselbe freien. Dies pflegt zumeist spät Abends zu geschehen. Der Vater
klopft an die Thür und ans die Frage: „Wer da?" antwortet er: „Freunde". Die Thür
wird aufgemacht, worauf der Obersvat rust: „Guten Abend, Hauswirth!" Der Gruß
wird mit den Worten: „Gott gebe Gntes" erwidert und darauf entspinnt sich zwischen
dem Obersvaten und dem Hausvater ein Gespräch. Sobald sich das auserwählte Mädchen
zeigt, nimmt der Obersvat einen Apfel hervor, in welchem oben ein Ölzweig steckt, unten
aber ein Ring hängt, und übergibt ihn nebst einigen klingenden Münzen in demselben dem
Mädchen mit den Worten: „Ich bin gekommen, dich für einen jungen Helden zu werbeu,
deiue Leute haben bereits eingewilligt, jetzt ist die Reihe an dir, das Gleiche zu thu»;
stimmst du zu, dauu uimm diese Gabe an." Das Mädchen antwortet bescheiden: „Ich
verdiene solches nicht, nur ihr, die ihr mich auserkoren habt, seid gut." Nachdem sie den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch