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Apfel angenommen, küßt sie den Obersvat ins Antlitz, welcher sie bei der Rechten faßt
und dreimal nm sich herum schwingt. Dann springt er zur Thür und feuert einen Schuß
ab, worauf man sich zu einem Abendmahl niedersetzt, bei welchem der Vater des Mädchens
einen Trinkspruch ausbringt. Nachdem er getrunken, übergibt er den Krug dem Obersvat
mit eiuem anderen Trinkspruch.
Am festgesetzte» Tage briugt der Bräutigam der Braut seiu Geschenk dar: im Küsten-
land zumeist einen Ring, ein Halsband, an welchem in verschiedenen Schnüren Silber-
münzen hängen, und Messer mit silbernen Schalen, anderswo aber eine Halskette mit großen
Goldkörnern, ein Paar Ohrgehänge oder einen Ring. Das Brautgeschenk wickelt mau iu
eiu seidenes Tuch und legt es in ein zierliches Körbchen, das von einem Mädchen ans
der Verwandtschaft des Bräutigams getragen wird. Dabei gibt ihr der Obersvat nnd der
Bräutigam selbst das Geleite. Das Körbchen wird während eines fröhlichen Abendmahls
übergeben. Die Brant legt den Schmuck gleich am nächste» Sonntag zum Kirchgang an
nnd wird aus diesem Anlaß von allen Freundinnen beglückwünscht und ans das genaneste
ins Auge gefaßt.
Am Tage vvr der Hochzeit ist sowohl beim Bräutigam als bei der Braut das Haus
schou in Ordnung gebracht nnd bereit, die Hochzeitsgäste (Svateu) zu empfangen. Des
Morgens bäckt man Brod, schießt aus Gewehreu uud die Weiber Pflegen in beiden
Häusern Lieder anzustimmen. Im Hause des Bräutigams versammeln sich seine Gäste
(Svateu), bei der Braut aber die ihrige». Jeder Gast bringt ein gebratenes Schaf mit,
ist er arm, nur ein Viertel davon und ein Weizenbrod (k^oFai-a). Vor dem Hausthor
schießt man aus Gewehren. Der Fahnenträger befestigt an der Hausmauer seiue Fahne;
man tritt ein, bringt die Gaben dar nnd setzt sich nieder, nm sich an einem Trnnk zu
labe», worauf dann ein Essen mit vielem Sang nnd vielen Schüssen folgt. Da werden
Lieder gesungen; so jenes ans die Brant:
Tahin flog ein grauer Falke Es erwiedert ihr der Falke:
Übern Hof des Bräutigams.
Fliegen sah ihn juug N.
Und rief nach dem grauen Falken:
„O, mein Falke, grauer Vogel,
Woher kommst du hergeflogen?
Hast Du mciueu Allerliebste»,
Seineu weiße» Hos gesehen?
Flattert schon ein seidnes Fähuleiu
An des weißen Hofes Fenster?
Sammelt schon mein Liebster Svateu,
Um mich Juuge abzuholen?" „Gott mit Dir, Dn juug N,,
Ja, ich bin dahergeflogen
Über Deines Liebsten Hose:
Flattert schon ein seidnes Fähnlein
An des weißen Hoses Fenster,
Und Dein Liebster sammelt Svateu,
Dich, o Junge, abzuholen!"
Wie ans Ende sie gekommen
Von dem Hofe ihrer Mutter,
Ries herzu sie ihre Schwestern:
„Gott mit Euch, Ihr meine Schwestern!
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch