Seite - 206 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Band 11
Bild der Seite - 206 -
Text der Seite - 206 -
206
gesungen, und zwar werden die epischen Gesänge mit der Gusle oder Gega, die lyrischen
aber mit der Tanbnriza begleitet.
Die Gusle, die allerälteste Form der Geige, die in slavischen Schriften bereits im
X. Jahrhundert erwähnt wird, ist mit einer, die Gega aber mit zwei Saiten bespannt,
welche aus 20 bis 30 Pferdehaaren bestehen und mit einem krummen Fiedelbogen
gestrichen werden.
Die Tanburiza ist ein der altgriechischen Kithara ähnliches Instrument, deren
Metallsaiten mittels eines Plektrnms zum Ertönen gebracht werden; sie hieß ursprünglich
Pandnra, welchen Namen jedoch die Türken, als sie in Bosnien und Dalmatien einbrachen,
in Tanbnr oder Danbnr umänderten, von welchem Worte das kroatische Diminutiv
Tanburiza stammt. Von diesem Instrument gibt es viele Abarten, namentlich was seine
Dimension betrifft. In neuester Zeit hat sich die kroatische akademische Jugend der
Tanburiza angenommen und Tanburaschen-Orchester gegründet. Noch ist das kroatische
Vijalo, eine mit drei Darmseiten bespannte Geige zu erwähnen, der Stammvater der
Viola (Diminutiv Violiuo), das aber nicht zur Begleitung des Gesanges, sondern beim
Tanz verwendet wird. Die Ragnsaner Dichter, welche einst große Griechenverehrer
waren, legten dem Vijalo den symbolischen Namen „Lyra" bei. Diese so wie auch alle
Blasinstrumente, die Pfeife, die Schnabelflöte, die Querflöte, der Doppelschwegel, die
Oboe, der Dudelsack und andere, verfertigt sich das Volk selbst, und sind diese Instrumente
oftmals kunstvoll ausgearbeitet und mit Schnitzereien versehen.
Wie in allen christlich eivilisirten Ländern die Kunstmusik anfänglich nur in Klöstern
und theologischen Seminaren gelehrt wurde, so auch in Dalmatien. Jedes Kloster und
jede Kathedrale hatte seine Musikschule, in welcher die Jugend im Gesang, im Orgelspiel,
in der Handhabung anderer Musikinstrumente und auch in der Setzkunst unterrichtet
wurde. An diesen Schulen waren in älteren Zeiten keine fremden, sondern nur einheimische
Lehrer thätig, die jedoch ihre höhere musikalische Bildung meistentheils in Italien erhielten,
wohin die taleutirtesten und strebsamsten Schüler gesendet wurden. Dalmatien unterscheidet
sich daher auch in diesem Punkte von anderen Ländern, denn während in letztere italienische
Künstler berufen wurden, um die Jugend zu unterrichten oder als Componisten, Sänger,
Dirigenten oder praktische Musiker zu wirken, ging die musikbeflissene Jugend Dalmatiens
selbst nach Italien, um dort zu studiren, was umso leichter geschehen konnte, als Italien
in nächster Nachbarschaft liegt und weil die dalmatinische stndirende Jugend von Haus
aus der italienischen Sprache mächtig war, die nicht nur in den Städten gesprochen,
sondern auch in den Schulen gelehrt wurde.
Was den zweiten und mächtigsten Kunstsactor, den dalmatinischen Hof, betrifft, so
wurde an demselben fremde Kunstmusik wenig oder gar nicht cultivirt. Die kroatischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch