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Der werthvollste und größte Bau dieser Zeit, der auch als eiue glänzende Illustration
des eben Gesagten anzusehen ist, ist der herrliche Dom von Sebenieo. Die Fundamente
für denselben begann man im Jahre 1431 zu legen, doch wurde erst uach zehn Jahren,
1441, der Baumeister Giorgio Orsiui bernsen, dem die Conception des Baues und der
größte Theil der Ausführung zuzuschreiben ist. Nach dem Tode des hochverdienten und
angesehenen Meisters 1475 folgte Nicolo di Giovanni Fiorentino von Trail bis 1517,
endlich noch eine Reihe Baumeister, bis die Kirche 1555 vollendet war und von dem
Bischof Giovanni Lucio Stafileo geweiht wurde. Der Dom von Sebenico ist eine drei-
schissige Sänlenbasilica mit drei Apsiden, Querschiff- und Vierungskuppel, über den Seiteu-
schiffen erheben sich niedere Gallerien. Der Bau wurde im Stil der veuetiauischen Gothik
begonnen, mit wenig vortretenden Strebepfeilern und reichen Portalen. Bis an die
Gesimshöhe der Seitenschiffe machte sich dieser Stil geltend, dann aber trat, und zwar
noch unter Meister Orsini, die Renaissance an die Stelle der Gothik, so daß der ganze
obere Theil des Gebäudes und die ganze Chorpartie mit der Kuppel in den edelsten
Formen dieses Stils zur Vollendnng kam. Die Fa^ade der Kirche ist mit einem Halb-
kreis- nnd zwei Viertelkreisgiebeln abgeschlossen. Diese für die veuetianische Frührenaissance
so charakteristischen Formen stehen hier im engsten Bezug zu den Decken des Mittel-
schiffes und der Seitenschiffe, welche aus schuppeuförmig gelegteu laugen Steinplatten
zwischen Quergurten bestehen. Diese Gewölbeart, die als ein Unicnm bezeichnet werden
darf nnd jeder weiteren Überdeckung entbehrt, ist auch in verwandter Weise an der Knppel
nnd deu Apsiden verwerthet, wodnrch eine große Klarheit in die Erscheinung des äußeren
Baues als voller Ausdruck der inneren Disposition desselben tritt. Gleich durchgebildet wie
das Äußere erscheint anch das Innere der Kirche mit seinen schönen Säulen uud Spitz-
bogeureiheu und mit der in seltener Vollendung abgestuften und ausgestalteten Chorpartie,
den steinernen Chorstühlen, Ambonen und Altären, die durchwegs die edelsten Renaissance-
formen tragen uud in ihrer Gesammtheit ein höchst malerisches Interieur bildeu.
Der Tom S. Marco in Cnrzola, ein Bauwerk, das gleichfalls verschiedene Stil-
sormen zeigt, in früheren Jahrhunderten begonnen, nun aber erst seine charakteristische
Ausgestaltung erfuhr, muß hier unter den bedeutendsten Kirchen des Landes ebenfalls
Erwähnung siudeu.
Der Errichtung dieser Kirchen folgte in Dalmatien kein größerer Kirchenbau mehr.
Alle hervorragenden Städte hatten im Laufe des Mittelalters ihre Dome erhalten:
Spalato, Tran, Zara, Sebenico und die Jnselstädte waren mit solchen versehen. Was
nunmehr auf diesem Gebiete folgte, galt dem Bau kleinerer Kirchen oder der dekorativen
Ausbildung einzelner Bautheile; eine Ausnahme macht nur das später zu erwähueude
Nagusa. Völlig im Stil der Frührenaissance sind die Facaden der Kirchen S. Maria delle
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch