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blieb. Der große Rath berief nunmehr die Architekten Michelozzo Michelozzi und den uns
schon vom Dom zu Sebeuico bekannten Giorgio Orsini mit dem Beinamen Matajevic
oder nach seinem Vaterlande Dalmatico. Dem letzteren dürste die Fa^ade des schönen
Palastes zuzuschreiben sein, der aber bei dem großen Erdbeben im Jahre 1667 neuerdings
bedeutende Schäden erlitt nnd ganze Baupartien einbüßte. Dennoch ist der Rectorenpalast
in Ragusa auch in seiner gegenwärtigen Gesammterscheinnng ein Juwel der Prosan-
architektnr im Stil der Frührenaissance mit gothischen Anklängen. Seine schöne rund-
bogige Straßeuhalle mit den darüber vertheilten gothischen getheilten Fenstern und der
zweistockige Säulenhof mit der malerischen Stiege bilden ein Ganzes von unvergleichlichem
Reiz, das den vollen Charakter des Mischstils in monumentaler Ausprägung trägt und
eine herrliche Illustration der einstigen Bedeutung der ragusauischeu Republik bildet.
Nicht ferne vom Rectorenpalast und mit diesem die Piazza della Signoria schmückend,
wurde 1)er Palast der Dogaua, die sogenannte Sponza errichtet. Die Formen desselben
stehen zum Theil iu scheinbarem Widerspruch mit dem Erbauungsjahre 1520, ja selbst
der Wechsel von Renaissance nnd gothischen Formen in den verschiedenen Stockwerken
wäre nicht zu erklären, wenn man nicht für Dalmatien allerwärts ein Nebeneinandergehen
romanischer, gothischer nnd Renaissancesormen durch das ganze XV. und XVI. Jahrhundert
hinein constatiren könnte. Die Sponza hat im Erdgeschoß ihrer Fa^ade eine rnndbogige
Säulenhalle, im ersten Stockwerk ein gothisches Triforinm und einzelne gleich stilisirte
Fenster, im zweiten einfache Renaissancefenster, endlich ein Kranzgesims mit hohen
Akroterien. Der Höf ist mit Pseiler- und Sünlenstellungen umgeben, die im Erdgeschoß
rnndbogig, im ersten Stocke spitzbogig gebildet sind. Das schöne Gebände, das nur
Geschäftszwecken diente, zeigt in evidenter Weise, wie man anch dafür sich nicht niit
schmuckloser, nüchterner Lösung der Aufgabe begnügte, sondern die Würde des Staates in
allen Fällen znm Ausdruck zu bringen suchte.
Mit dem Regierungspalast bildeten die I^vMa pubdliea und der Uhrthurm wichtige
Baulichkeiten an den Hanptplätzen der venetianisch-dalmatinischen Städte. Die Loggien
öffneten sich nach dem Platze dnrch weite Bogenstellnngen und gewährten entsprechenden
Raum zur Abhaltuug vou Versammlungen bei öffentlichen Anlässen aller Art. Alle in
Dalmatien erhaltenen Loggien gehören dem XVI. Jahrhundert an. Die älteste ist jene am
Domplatz iu Tran. Es war eiue Halle mit Holzdecke über Säulen errichtet, die mit Aus-
schluß der Decke und des Daches noch heute die ursprüngliche Einrichtung unverändert
erhalten zeigt. Die alten Steintische und Bänke sind noch vorhanden; die Rückwand zeigt
in Feldertheilungen in bester italienischer Renaissanceplastik den Marknslöwen mit dem
Buche, darüber die Justitia, zu beideu Seiten S. Johannes und S. Laurentins nnd reiche
kandelaberartige onmmentale Zier. Der Herrenplatz von Tran mit seinem Dom, dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch