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Bezug auf Bodenbeschaffenheit und Klima nur wenig von der Herzegowina abweicht,
haben die Regierung in neuester Zeit veranlaßt, in einigen Districten den Tabakbau zu
gestatten, und zwar unter der Oberaufsicht der Fiuanzorgane und gegen die Verpflichtung
von Seite der Erzeuger, ihre Produkte an das Ärar zu verkaufen. Der von der
Regierung vertheilte Samen ist herzegowinischer Qualität. Die ausgezeichneten Resultate
dieser ersten Versuche veranlaßten die Regierung, von Jahr zu Jahr immer neuen Gegenden
den Tabakbau zu gestatten. Im Jahre 1889 wurde Tabak auf einem Flächenraum von
126 Hektar gepflanzt und ergab im Mittel 9 5 Metercentner per Hektar, im Ganzen also
1.197 Metercentner. Jetzt ist die Cultur des Tabaks auch auf einige weitere Districte
ausgedehnt, so daß sie fortwährend im Wachsen begriffen ist. Die Blätter zeichnen sich
durch schöne goldgelbe Farbe aus und besitzen einen eigenthümlichen köstlichen Duft.
Das Ärar bezahlt die superfeine Qualität mit 1 50 Gulden per Kilogramm, vier andere
Sorten mit je 1 20 Gulden, 90, 60 und 40 Kreuzer. Der Staat errichtet abwechselnd in
Bergorac und Jmoski große Magazine zur Aufbewahrung der Tabakblätter, die nach
einem Jahre in die großen ärarischen Fabriken zur Verarbeitung geschickt werden.
Die in Dalmatien gewonnenen Obst- und Gemüsearten haben wegen der Boden-
beschaffenheit und der südlichen Lage des Landes ein ausgezeichnetes Aroma und einen
trefflichen Geschmack. Doch ist die Prodnction nur beschränkt und genügt nicht einmal für
den Bedarf des Landes. Auf den Märkten findet man ausgezeichnete Sorten von
Pfirsichen, Birnen und Kirschen, aber nur in geringen Quantitäten, während die schlechteren
Sorten vielfach vorkommen. Ausfuhrobjecte sind Mandeln und Feigen, von welchen
letzteren einige Varietäten, wie die auf Lesina wachsende, sich wegen ihrer Größe und Güte
eines guten Rufes im Handel erfreuen. Wasser- und Zuckermelonen und Gurken werden
in großen Mengen gebaut, bilden jedoch keinen Ausfuhrartikel, da sie von der einheimischen
Bevölkerung consnmirt werden. Der Blumenkohl ist vortrefflich, wird in großen Mengen
producirt und zuweilen auch über Trieft ausgeführt.
Thiere und Weidewirthschaft. Der Mangel an Futterpflanzen ist die Haupt-
ursache des ungünstigen Zustandes der Viehzucht in Dalmatien. Dazu kommt, daß der
Bauer im Allgemeinen mehr darnach strebt, die Anzahl seiner Thiere zu vermehren als ihre
Qualität zu verbessern, und der schlechte Zustand der niedrigen, engen, nicht ventilirten
Stallungen, wo das Rindvieh selten, das Kleinvieh gar nicht Streu erhält. Die Thiere
werden in das steinige und größtentheils waldlose Gebirge auf die Weide geschickt, wo ihnen
das kurze und welke Gras eine spärliche Nahrung bietet, die auch nicht durch gutes Stall-
sutter wettgemacht wird. Es gibt in Dalmatien keine Thierrace von eigenem und beachtens-
werthem Charakter; es sind im Allgemeinen die Racen der nördlichen Länder, die aber
in dem gebirgigen waldlosen Lande bei mangelhaftem Fntter allmälig degenerirt sind.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch