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das österreichische Littorale entlang. Von den 35 Paaren, die in Dalmatien fischen, schickt
die eine Hälfte (mittelst kleiner einmastiger Segelschiffe „Portolada") ihren Fang auf die
dalmatinischen Fischmärkte, während die andere Hälfte außerhalb der Inseln „Grosse"
(Seekreis von Zara) anf den Fang ausgeht und die Beute nach Venedig sendet. Gegen
Ostern, wenn Windstille eintritt, kehren fast alle Chioggiotten mit ihreu Bragozzeu uach
Chioggia heim; uur diejenigen, die außerhalb der Insel Grossa oder Longa fischen,
setzen mit „Parangalen" ihren Fang fort, senden ihren Fang indeß nicht mehr, wie im
Winter, nach Venedig, sondern nach der Romagua. Bei wiudigem Wetter und Mondschein
machen die Chiogiotten einen guten Fang, der hauptsächlich aus Haifischen, Rochen,
Laxirfischen, Meerbarben, rothen Goldbrassen, Drachenköpfen, Knurrhähnen, Meer-
grundel», Dorschen, mittelländischen Stockfischen, Schotten, Bifamfprntten, Calamaren,
Sepien und norwegischen Krebsen besteht. Letztere fing man ehedem nur in großen
Tiefen im Qnarnero, gegenwärtig — seit drei Jahren — auch im Seekreise von Zara.
Keine von den genannten Fischarten, welche die Chioggiotten fischen, gehört zu
denjenigen, welche für die dalmatinische Fischerei von bedeutendem Belange sind, so daß
keine Juteresseucollision bestehen würde, wenn die Chocchia vom November bis April
die Fischfangposten der Österreicher refpeetiren und vom Oetober bis April nicht zahl-
lose Sardellen fangen würde, deren Eierstock bereits um die Mitte des Monats October
entwickelt ist, nud solcherart dem Sommerfischsang der Dalmatiner — der hauptsächlichsten
Hilfsquelle unserer Fischerei — einen unberechenbaren Schaden zufügen würde. Es ist
allerdings wahr, daß die Chioggiotten den Sardellen nicht absichtlich nachstellen, aber
die mangelnde Absicht vermindert doch den Schaden der dalmatinischen Fischer nicht.
Die italienische Fischerei zieht aus dem Fischfang in den der dalmatinischen Küste
benachbarten Meeresgebieten großen Nutzen, denn über sechs Monate im Jahre ernähren
sich hierdurch ungefähr 1.400 Chioggiotten, abgesehen davon, daß ein jedes ihrer Netze
jährlich wenigstens 600 Gulden Gewinn nach Italien mitbringt. Sogar die Fischerei der
Österreicher gereicht Italien zum Vortheil, indem unsere Fischer die Netze aus Molfetta
und Giovinazzo in Apnlien uud das Kieuholz aus Viesti uud Rodi in Italien beziehen.
Was den Fischfang von Süßwasserfischen betrifft, so sind unsere Flüsse und Bäche
ziemlich gut bevölkert und führen einige edle Species, zumal zwei Forellenarten. Von
erheblicher Bedeutung ist der Fang von Aalen, die im Herbst während und nach
Gewittern in großen Mengen, besonders im Narentathal, gefischt werden. Im tiefen
Wasser fängt man bis 5 Kilogramm schwere Exemplare, die bei weitem schmackhafter als
die kleineren und noch heutzutage, wie schon zur Römerzeit, gesuchte Leckerbissen sind.
Dem Mangel an einem Fischereigesetze ist es zuzuschreiben, daß die Einträglichkeit der
Fischzucht und Fischerei in unseren Süßwässern nicht so groß ist, als sie es sein könnte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch