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Gesetz erklärt es für nothwendig, diese Städte mit starken Mauern zu umgeben. Daß
dies versäumt wurde, hat hauptsächlich die Verheerungen der Petscheuegeu, Mongolen
nnd neuerdings der Türken im Lande verursacht. 2. Das Osuer Stapelrecht erstreckt sich
fortan nur auf die ausländische« Kaufleute. 3. Das Ofner Gewichtsmaß (Mark) ist für
das ganze Land amtlich anerkannt.
Das Ofner Münzhaus bewahrte auch unter Sigismund seinen guten Ruf. Das
ungarische Goldstück war nach Gewicht und Reinheit in Mitteleuropa mustergiltig. Doch
blieb das Münzhaus eine ausschließlich königliche, von der bürgerlichen Stadt nach ihrer
Beamtenschaft und dem ganzen Personal gesonderte Anstalt. Der König verfügte über
sie so frei und unabhängig nicht nur von der Stadt, sondern auch von der Gesetzgebung,
daß er sie im Jahre 1402 in Wien für 8.000 Gnlden (heilte etwa 160.000 Gnlden
Papier nach der Kanfkraft in Ungarn) verpfändete.
Die häufigen Geldklemmen des Königs wußte sich diese und jene Stadt geschickt zu
Nutze zu machen. Um 1410 brauchte Sigismund 1.000 Gulden. Er verlangt sie von den
Osnern, die sie ihm verweigern. Da bietet sie Pest freiwillig an. Zum Entgelt dafür
wurde decretirt, daß hinfort Pest nicht mehr von der Burg Ofeu seinen Richter nebst
Geschworenen erhalten, sondern die Bürgerschaft alljährlich den Richter und außerdem
sechs (nur sechs) Geschworene wählen solle. Von den als jährliche Steuer an den König
abgelieferten 4.000 Gulden zahlte Ofen auch später zwei Drittel und Pest ein Drittel.
Unter Sigismund wurde das Ofner Königsschloß verschönert und auch sein Rnhm
stieg. Der König ließ französische Banmeister kommen, die dem alten, gar nicht aus-
gedehnten Schlosse einen Neubau anfügten; dieser hieß bis zur Schlacht bei Mohäcs
„frischer Palast" (^ris-palow). Ofen war damals Residenz des deutschen Kaisers und
sah in den seltenen Fällen, wenn derselbe hier weilte, viele hochgestellte Fremde.
Die bürgerliche Stadt selbst schien geeignet, um ein großes allgemeines Concil zu
beherbergen. Die langwierige Kirchenversammlung, welche 1431 in Basel begann, will
Sigismund 1437 nach Ofen, an seinen eigenen Wohnsitz verlegen. Der Plan wurde, wenn
nicht durch Anderes, durch den in diesem Jahre erfolgten Tod des Kaiser-Königs vereitelt.
Nach Sigismnnds Tode brachen Wirren in der Stadt aus. Nationale Eifersüchteleien
waren ihre Ursache. Unter den Ofner Deutschen und Magyaren, die ungefähr zu gleichen
Hälften die Bevölkerung der Festung bildeten, konnte solcher Zwist nichts Neues sein. Schon
1390 war eine Grenzbegehung zwischen den Gebieten der abgesonderten Pfarren beider
Nationalitäten nöthig geworden. Die der Deutschen ist die durch Bela I V. erbaute Dom-
kirche, die der Magyaren die Magdalenenkirche (jetzt Garnisonskirche). Einem französischen
Reisenden fällt es um 1433 auf, daß, obwohl die halbe Einwohnerschaft Ofens aus
Magyareu besteht, die Beamten doch lauter Deutsche sind. Nach dem unter Sigismund
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch