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Liebfrauenkirche, die zur Moschee uiugewaudelt morde«; die auderen Theile der Festung
nahm er erst spater in Augenschein.
Der Sultan hat bekanntlich sein Versprechen, Ofen au Johann Sigismnnd zurück-
zugeben, nicht gehalten. Ofen wurde türkisch uud dies führte zum neuerliche» Untergang
der Stadt nach dem Mongoleneinfall. Aber die Mongolen waren rasch wieder abgezogen,
während die vernichtende türkische Gewalt über der ungarischen Hauptstadt, ihrer
Umgebung und einem guten Drittheile des Landes 145 Jahre dauern sollte.
Budapest in der Neuzeit (^686 bis I8Z8).
Während die Türken in Ungarn hausten (1542 bis 1686), gab es dreierlei Herren
im Lande: die ungarischen Könige aus dem Hause Habsburg, der Sultan und die
gewählten Fürsten von Siebenbürgen, letztere im Schatten des Sultans, aber oft ziemlich
unabhängig. Die Theilung des Gebiets beginnt mit dem 1. September 1541, als Sultan
Snlejman das Wort sprach, durch welches Johann Sigismnnd Siebenbürgen und einen
Theil der Temeser Grafschaft erhielt. Aber auch die Macht der Ereignisse gab dem Lande
die nämliche Gestaltung. Denn mit der Eroberung von Ofen und Pest war das Landes-
gebiet ohnehin entzweigeschnitten. Von 1541 bis 1686 drangen die Heere des Königs
von Ungarn wiederholt in Siebenbürgen ein nnd die Fürsten von Siebenbürgen ihrer-
seits rückten mehr als einmal bis Preßburg hinauf, die Vereinigung aber gelang nicht,
denn kein Theil konnte Ofen besitzen. Sobald aber im Jahre 1686 Ofen deu Türke«
verloren ging, war es auch mit der Selbstständigkeit des Fürstenthnms Siebenbürgen
vorbei. Auch dies beweist die Wichtigkeit Ofens und Pests für das Land. Jene Douau-
fähre, welche Ofen mit Pest verbindet, ist auch Knoten- nnd Mittelpunkt des Laudverkehrs
in Ungarn. Die Türken, die sich als Feinde mitten hineinsetzten, eroberten zwar weder
die östliche, noch die westliche Landeshälfte jemals vollständig, aber sie schnitten die
Hauptstraßen zwischen beiden ab. Es war unmöglich, von Preßburg aus dem Sultaus-
willeu entgegen über Siebenbürgen zu gebieten, und ebenso nnmöglich von Karlsburg oder
Großwardeiu aus, sei es gegen den Sultan, sei es gegen die Wiener Regierung dem Zalaer
Comitate oder Kroatien zu befehlen. Die Zweitheilung des Landes war eine geographische
Nothwendigkeit, sobald ihm mit Ofen und Pest die Hauptklammer fehlte.
Die Türkenherrschaft fchnitt die Fäden der mittelalterlichen Entwicklung völlig
entzwei. Ofen und Pest blieben zwar auf ihrem Platze stehen aber sie gehörten doch
nicht mehr zu Europa. Ihre Einwohnerschaft wandelte sich fast gänzlich um. Nach 1541
zogen nicht nur alle Prälaten und Mönche (die wenigen Franeiscaner ausgenommen),
nicht nur alle Magnaten und adeligen Grundbesitzer, sondern auch die wohlhabende»
Kauf- und Gewerbsleute von Ofen und Pest fort. Eine wirkliche Stadt konnte anf dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch