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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
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120 Weisen war. Unter den vierhundert und einigen Mitgliedern des jetzigen hauptstädtischen Repräsentantenkörpers würde kein Mensch mehr die vor fünfzig Jahren herrschenden Typen entdecken. Im Zeitalter der neueu Erfindungen nnd Einrichtungen sind ganze, eiust berühmte Volksklassen verschwunden. Die Schiffer in ihren „Mentes" (Umhängejacken) voll silberner Knöpfe, wie sie das Getreide des Alsöld in Schleppschiffen mit Pferdevorfpann heraus- schafften, die Eilbauern, die mit vierspännigen Wagen den Verkehr zwischen Budapest und Wien vermittelten, die reichen Griechen, in deren Händen sich der Innenhandel vereinigte, die Fährleute, die im Winter das Hinüber und Herüber zwischen den beiden Städten durch ihr „Luleimacheu", eiueu förmlich unterhaltenden Eissport ermöglichten, im Sommer aber die Eilfertigen übersetzten, die Wassermänner, deren laute Rufe: „Donau- wasser!" die Bevölkerung zur Anschaffung von frischem Touauspülicht ermuuterteu, die durch ihren Wermnth und ihre Grobheit berühmten Wirthe: Alle, Alle sind sie verschwunden. Die Grobheit wurde übrigens Anno dazumal als Kraftfülle geschätzt uud mehrere Volksklassen rangen um ihre Palme. Wollte man in gebildeten Kreisen Jemanden auf seine ungeschlachte Mauier aufmerksam machen, so sagte man ihm: „Du bist der Dritte". Als gröbster Mensch war nämlich der Fiaker Nr. 37 anerkannt; ihm folgte als Zweiter der Eassier des Theaters; der Vierte war der „Sauwirth"; der dazwischen fallende dritte Platz war dem guten Freunde vorbehalten. Auch das ist schon vorbei. Die Fiaker, Cassiere und Wirthe sind seither alle höslich geworden — mir der gute Freuud ist noch grob. Es gab übrigens auch einen besonderen Superlativ, iudem zwei Streitende ihre Verbalinjurien mit dem Worte kröuten: „Du Jurat!" Selbst die berühmten Pester Märkte, die sich noch vor dreißig Jahren als malerisches Lebensbild in der Hauptstadt geltend machten, sind schon verblaßt. Die volkreichsten Straßen der Stadt waren beiderseits der Länge nach mit Marktbuden besetzt, unter deren Vordach das Krämcrvolk des In- und Auslandes, Jeder in der eigenen National- tracht, seine Waaren feilbot. Jetzt ist jeden Tag „Pester Markt" nnd alle Waaren der Welt sind in den prächtigen Schaufenstern der Kaufläden aufgestellt; Straßenbuden gibt es keine mehr. Und wie lange noch, so wird Budapest auch eiue seiner malerischesten Besonderheiten, den Obst- uud Geflügelmarkt auf dem Douauquai verloren haben; es müssen nur erst die neuen Markthallen ins Leben treten. Und die neuen Einrichtungen gestalten nicht nur die Volksklasseu um, sondern auch dereu Sitten und Charakter; die „Dame der Halle" wird eiue ganz Andere sein als die „Franmahm-Höckerin" gewesen, die überstattlich und im glühenden Sommer wie im knirschenden Winter gleich rothbackig unter ihrem Segeltuchschirme saß.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (3), Band 12
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (3)
Band
12
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.49 x 21.91 cm
Seiten
626
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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