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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Seite - 307 -
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307 Vörösmarty galt anfangs als Epiker für den größten ungarischen Dichter. Das Epos: „Die Flucht Zalän's" tutäsa), welches das wichtigste Ereigniß bei der Eroberung des Landes durch die Ungarn behandelt, erschien 1825, gerade als der Wellenschlag der angehenden politischen Bewegung fühlbarer wurde und in der Literatur wie im öffentlichen Leben die nationale Pietät sich den Erinnerungen einer großen Ver- gangenheit zuwandte. Dies war auch eine Hauptursache der Wirkung des Heldengedichts. Die Idee der Begründung des Vaterlandes hatte den jungen Dichter mächtig ergriffen, allein sie war nicht hinreichend durch sagenhaften und geschichtlichen Stoff gestützt, so daß es nicht wundernehmen darf, wenn die ungarische Kritik in ästhetischer Hinsicht gar Manches gegen die Conception des Werkes einzuwenden fand. Die Schöpferkraft Vörösmartys ist nicht stark genng, um eine abgerundete, in sich vollendete Handlung zu schaffen, deren Einzelheiten unter einander in organischem Zusammenhange stünden; die einzelnen Theile seiner Epen gelingen fast immer besser als das Ganze. Der „Flucht Zalän's" folgten binnen kurzem die kleineren Epen: „Eserhalom", „Eger", „Tündervölgy", „Szeplak", „Die Ruine", „Magyarvär", das Bruchstück „Delsziget" und „Die beiden Nachbarburgen". Nur in diesem letzten ist ein starker tragischer Conflict dargestellt, in allen aber quillt ein poetischer Reichthum, bezaubert eine Pracht der Töne und Farben, als sähe man die aufgeregte Einbildungskraft der orientalischen Dichter sich in ziel- und schranken- losen Weiten ergehen. Seine Helden, die Haupthelden zumal, erregen nicht immer ein ausreichendes poetisches Interesse, doch ist der Leser hingerissen von der Anmuth der Sprache, von dem odenartigen feurigen Aufschwung, der den ruhigen Gang der Erzählung unterbricht, von dem Wohlklang der classischen Hexameter, wie sich dergleichen nur in der griechischen und römischen Dichtung findet. Seine Lebensbilder und poetischen Erzählungen indeß sind auch vorzüglich gebaut, besonders „Schöne Jlonka" (8?ex> Ilonka), ein völliges Meisterwerk. Die größte Ausdauer widmete Vörösmarty der dramatischen Dichtung, obwohl seine mächtige lyrische Begabung gerade hier am wenigsten Erfolg haben konnte. Die glänzenden Eigenschaften seiner Poesie fallen allerdings auch hier in die Augen; seine Ursprünglichkeit, der fast unvergleichliche Reichthum seines Geistes, die Farbenpracht seiner Bilder und Gleichnisse, seine regelmäßigen und klangvollen Jamben sind auch heute außerordentlich wirksam, wogegen diese Werke den strengen Bau des Dramas, die dramatische Zeichnung der Charaktere, den raschen Gang der Handlung oft vermissen lassen. Seine in jüngeren Jahren verfaßten Schauspiele sind eher dialogisirte Geschichts- bilder, allein schon in den Trauerspielen „Die Bluthochzeit" (Vei-näs?) und „Maröt-Bän" versucht er stärkere tragische Conflicte zu bilden. Übrigens hat Vörösmarty auch auf diesem Gebiete ein Meisterwerk: „Csongor und Tünde", dem die Erzählnng vom Königssohn so»
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (3), Band 12
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (3)
Band
12
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.49 x 21.91 cm
Seiten
626
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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