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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Seite - 322 -
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322 auch macht sich die ungesuchte einfache Anmuth und der volksthümliche Wohlgeschmack seiner Sprache geltend. Seine gestaltende Kraft ist so stark, daß die ungarische Literatur, mit Ausnahme Johann Aranys, kaum ihres Gleichen kennt. Es ist unmöglich, aber auch unnöthig, Beispiele anzuführen. Die meisten seiner Gedichte sind in fast alle europäischen Sprachen übersetzt und selbst seiner echten Meisterwerke sind so viele, daß es schwer hielte, eine Wahl darunter zu treffen. In den Fünfziger-Jahren begann sich die riesige Wirkung Petöfis an den ungarischen Schriftstellern in höherem Maße zu zeigen. Seinen Spuren folgte eine ganze Gruppe junger Schriftsteller, unter denen hier nur Koloman Töth (1831—1881) erwähnt sei; seine Liebeslieder, in denen die Schmerzen der Liebe sich mit großer Mannig- faltigkeit, Leichtigkeit und volksthümlichem Reiz aussprechen, sind zu großer Beliebtheit gelangt. Gegen die Nachahmer Petöfis sind außer Johann Arany und Tompa mehrere noch jetzt lebende Dichter theoretisch und praktisch aufgetreten, um auch in der Lyrik die nationale Kuustpoesie fortzusetzen. Ihr edler Geschmack und starker Formsinn wirkte heilsam auf die Literatur wie auf das Publikum. Die hervorragendsten sind Paul Gyulai, Josef Levay und Karl Szäsz, die auch in der Lyrik Werthvolles schufen, obgleich Gyulai deu Schwerpunkt seiner literarischen Thätigkeit in der Kritik und Literatur- geschichte, Szäsz aber auf dem Gebiete der künstlerischen Übersetzung hat. Karl Szäsz hat „mit seltener Gabe der Anschmiegung an verschiedene Individualitäten" zahlreiche ältere und neuere Meisterwerke der Weltliteratur (Nibelungenlied, Tennysou, Moore, Burus, Byron, Victor Hugo, Lamartine, Heine, Goethe, Schiller, Dante, Mehreres von Shakespeare) ins Ungarische übertragen, und zwar mit meisterhafter Technik, welche die Hindernisse der schwierigsten Formen mit Leichtigkeit überwand. Neben Johann Arany ist er in Ungarn der bedeutendste Meister der künstlerischen Übersetzung. Noch ist Johann Vajda zu erwähnen; seine Poesie zeigt Kraft und Tiefe und manche Leidenschaft, manche düstere Aufwallung oder philosophische Idee findet bei ihm ergreisenden Ausdruck. Unter den erzählenden Dichtungen Petöfis ist „Held Jänos" (-länos vits?) die vorzüglichste; ihre literaturgeschichtliche Wichtigkeit liegt darin, daß sie die naive Phantasie und idyllische Lieblichkeit des Volksmärchens mit der Kunstdichtung verschmolz und dadurch den schüchternen Genius eiues gewaltigen Talents ermuthigte und zu selbstbewußter Thätigkeit antrieb. Unter der Wirkung dieses Werkes begann nämlich Johann Arany (1817—1882) den ersten Theil seiner Trilogie „Toldi", um durch sein Genie das Streben Petöfis zu verdoppeln, welches der ungarischen Kunstpoesie die fruchttragenden Schöß- linge der Volksdichtung aufgepfropft hatte. Darum schrieb Petöfi, als er die Handschrift des „Toldi" gelesen, voll Entzücken an Arany: „Was ich nicht so gänzlich ruhmlos einst begonnen, setze du es fort, o Freund, mit vollem Ruhme!"
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (3), Band 12
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (3)
Band
12
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.49 x 21.91 cm
Seiten
626
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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