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Meisterschaft in der Instrumentation haben ihm als Componisten auch im Ausland eiueu
Ruf gemacht. Die durch Liszt geschaffene Kunstgattung der Symphonie pflegt er mit
vielem Glück. Seine Werke: „Hero und Leander", rcmcko «Zu Ladbat«, „Geister-
schifs", „Faust-Phantasie", „Sellv" uud andere wurden daheim und in Deutschland mit
Erfolg aufgeführt. Er schrieb auch zwei Symphonien classischer Richtung (O- und IZ-moll).
Seine dreiactige Oper „Hagbarth und Signer" wurde 1882 an der Dresdener Hofoper
und 1886 im köuiglich ungarischen Opernhause ausgeführt. Die ungarische Musik verdankt
ihm gleichfalls manches Schöne, unter anderein mehrere Lieder in ungarischem Stil, einen
Männerchor nnd das große Orchesterwerk: „Trauerstimmen zum Gedächtniß Franz Deaks".
Neuestens hat er eine ungarische Originaloper: „Toldis Liebe" vollendet.
Im Kammermusikstil schrieben noch Julius Beliczay und Franz L. Szabo.
Beliczays Name hat anch im Auslande einen guten Klang; er schrieb zwei Symphonien
und mehrere größere und kleinere Werke für Streichinstrumente.
Eduard Bartay hat sich große Verdienste erworben durch die unermüdliche That-
kraft, mit der er seit den Fünfziger-Jahren stets in die musikalische Bewegung Ungarns
eingegriffen. Er ist gegenwärtig Director der nationalen Mnsikschule. Er begründete 1863
den „Hilfsverein der in Ungarn lebenden Musiker", dessen Obmann er seitdem ist; der
Verein besitzt jetzt einen Fonds von 50.000 Gulden. Als Eomponist war er für Klavier,
Gesaug und Orchester thätig.
Ans dem Gebiete des Musikunterrichts wirken Stefan Bar ta lus uud Alexander
Nikolits. Bartalus hat die Musikliteratur insbesondere durch seine zahlreichen werth-
vollen, dem Klavierunterricht gewidmeten Schriften bereichert. Er war der Erste, der
in seinen Klavierübungen ungarische Volkslieder verwendete, auch hat er durch seine
Werke: „Kinderlyra", „Kinderlieder" nnd „Der kleine Künstler" viel dazu beigetragen,
die ungarische Musik zu fördern und beliebt zu machen. Alexander Nikolits ist ein
hervorragender Theoretiker, der als Professor der Compositiouslehre an der Landes-
Mnsikakademie viele treffliche Schüler gebildet hat, darunter Edmuud Farkas, Franz
Gäl und Julius Mannheimer.
Hier sind nun auch einige Künstler ungarischer Herkunft zu erwähnen, die seit Jahr-
zehnten hervorragende Stellungen in der Musikwelt des Auslandes einnehmen. Edmund
Singer und Leopold Aner sind Hofconcertmeister in Stuttgart, beziehungsweise
St. Petersburg, Franz Richter und Josef Sucher Hofkapellmeister in Wien, beziehungs-
weise Berlin, Theodor Nachez ist ein trefflicher Geiger, Rafael Jofeffi ein aus-
gezeichneter Pianist uud Director des New-Aorker Konservatoriums. Hier reiht sich der
berühmte Geiger Eduard Remeuyi an. Er erhielt seine Ausbildung bei Josef Böhm am
Wiener Konservatorium. Kaum zwanzig Jahre alt, ging er anfangs der Fünfziger-Jahre
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch