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hervorragendsten Alexander Wagner und Alexander Liezen-Mayer , Julius Benczür
uud Bartholomäus Szökely. Diese haben ihrer Nation gehuldigt, indem jeder von ihnen
die Zahl der Originalwerke ungarischer Historienmalerei durch einige treffliche Bilder
bereicherte. Liezen-Mayer schuf sich später durch tiefe, seelenvolle Illustrationen zu großen
Dichtern (Goethe's „Faust", Schillers „Glocke" u. s. w.) einen bedeutenden Namen;
Alexander Wagner verwerthete mit Erfolg seine Studienreisen im Ausland, insbesondere
auch durch einige lebensvolle Darstellungen aus der Thierwelt („Römisches Cirkusrennen",
„Gestüt zu Hortobägy" u. A.). Beide ließen sich in München nieder als Professoren an
der königlich baierischen Akademie, Benczür und Szekely hingegen wirken zu Budapest im
Dienste des vaterländischen Kunstunterrichts, fruchtbringend durch Talent und reiche
Erfahrung. Von den Werken Benezürs ist „Die Krönung des ersten ungarischen Königs,
Stephan des Heiligen" das Beste in der Nationalgallerie; gegenwärtig arbeitet er im
Auftrag der Hauptstadt an einem großen Gemälde der Wiedereroberung Ofens. Unter
diesen Künstlern ist Barth. Szskely der fruchtbarste Pfleger der vaterländischen Historien-
malerei und zugleich der gründlichste Kenner der literarischen Quellen, des ungarischen
Costüms und der in europäischen Sammlungen befindlichen Denkmäler, die sich auf
Ungarn beziehen. Seine meisten Gemälde regen den Beschauer sowohl durch ihre Com-
positiou als auch durch interessante und tiefgreifende Auffassung des gewählten Geschichts-
stoffes zu lebhafter geistiger Theilnahme an. Den meisten Beifall aber fand ein Werk seiner
Jugendzeit (in der Gallerie des Nationalmuseums), das die Auffindung der Leiche König
Ludwigs II. nach derSchlachtbeiMohäcs darstellt. Auch zur Ausschmückung des königlichen
Opernhauses hat er beigetragen. Das schöne Mausoleum Franz Deäks auf dem Bndapester
Centralfriedhofe hat von ihm sehr sinnreich componirte Wandbilder auszuweisen. Für die
Glasgemälde der Matthiaskirche in der Ofener Festung lieferte er mehrere, durch die
Vollkommenheit des Stils hervorragende Entwürfe. Ein Wandgemälde, das er noch als
Akademiker in München gemalt, befindet sich im dortigen baierischen Nationalmuseum.
Zu der ungarischen Gruppe der Piloty-Schüler gehörte noch Franz Weber, der bei dem
ungarischen Publikum durch ein packendes Gemälde („Helene Zrinyi sprengt die Burg
Szigeth in die Luft") Aufsehen erregte; er starb jedoch bald, ehe noch sein Künstlerruhm
durch Werke von bleibendem Werthe befestigt war.
Die ungarischen Maler uud Bildhauer machten ihre Anfangsstudien meistens an
der Wiener Akademie und suchten dann ihre Fortbildung hauptsächlich in München
oder Paris. Dauernden Einfluß auf die Entwicklung der ungarischen Kunst hat, wie wir
gesehen, Nahl geübt, später vielleicht noch der Landschafter Albert Zimmermann, und von
den Professoren der Plastik vor allen Zumbusch. Die trefflichen Meister vor 1848 haben
— wohl wegen ihres scharf ausgeprägten österreichischen Wesens — in der Kunstübung
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch