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Ferner werden zeitweise die im Auslande erworbenen Mustersammlungen aus-
gestellt, um eine Richtschnur zu geben, welche Waaren erzeugt und welche Märkte von
dem ungarischen Handel aufgesucht werden sollen. Das Budapester Haudelsmnseum hat
auch schon einige Filialen, Agenturen und Reisende in Sarajewo, Finme, Sophia, Belgrad,
Rumänien, Constantiuopel, Salouichi, auf Malta u. s. w.
Die Orgauisatiou der Lagerh äuser ist iu Budapest sehr entwickelt und es kann sich
eines Musterinstitutes rühmen, dessen Gleichen in sehr wenigen Großstädten zu finden ist.
Abgesehen von den großen Magazinen und Silos am oberen Ende der Hauptstadt,
bilden die zwischen dem Hauptzollamt und dem Lastenbahnhof am Donau-User gelegenen
Lagerhäuser nebst dem Elevator eine imposante und volkswirthschaftlich hochwichtige
Handelsanlage, welche zur Einlagerung von Waaren jeder Art mit einem Auswaude von
3,200.000 Gulden errichtet wurde und von der Hauptstadt jährlich 50.000 Gulden als
Erhaltungsbeitrag bezieht. Unmittelbar am Donau-Ufer und neben dem dortigen Lasten-
bahnhof der ungarischen Staatsbahnen befindlich, mit der Wasserstraße wie mit der Eisen-
bahn durch Schienen und Hebemaschinen verbunden, gestattet sie die sofortige Umladung
der Waaren aus den Waggons in die Schiffe, Magazine oder Eisenreservoirs, oder
umgekehrt. Über die eingelagerten Waaren werden Warrants (Waarenscheine) ausgestellt,
welche ein allgemeines Verkehrsmittel darstellen, und da für die hier eingelagerten Waaren
das Nämliche gilt, als hätten sie ihren Weg nicht unterbrochen, da sie also bei ihrer Weiter-
sendung nach den zwischen dem Productiousort und dem endgiltigen Bestimmungsort etwa
bestehenden billigeren Tarifsätzen expedirt werden, so wird durch diese öffentliche Institution
die erfolgreiche Thätigkeit des hauptstädtischen Zwischenhandels gleichfalls auf das
wirksamste unterstützt. Der riesige Verkehr, der sich in der Hauptstadt entwickelt hat, wäre
ohne ein solches öffentliches Institut heute nicht mehr mit der erforderlichen Schnelligkeit
und Billigkeit abzuwickeln.
Wie bereits erwähnt, besteht zur Befriedigung der Creditbedürfnisse eine lange Reihe
von Geldinstituten: Hypothekarinstitute, die zum Theil auch Tilgungsdarlehen auf
hauptstädtische Häuser gewähren; solide, mächtig erstarkte Sparkassen, die über Millionen
von Einlagen verfügen; Versicherungsanstalten, Creditinstitute mit bedeutenden
Kapitalien, deren Hauptzweck die Unterstützung von Handel und Gewerbe bildet; Bauk-
nnd Wechslergeschäfte zur Abwicklung des Tagesverkehrs; verschiedene Verbände mit
weiterem oder engerem Geschäfts- und Thätigkeitskreise; die Postsparcasse, bei der auch
schon der Check- und Clearingverkehr eingerichtet ist, was die Erledigung des Geldverkehrs
ungemein erleichtert.
Alle diese hauptstädtischen Institute stehen in lebhafter Verbindung mit der Provinz
und vermitteln die Abwicklung des immer zunehmenden Verkehrs mit ihr; auch ist mit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch