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Diese in Kürze geschilderten Gruppen des Handels sind Einzelheiten jenes viel-
bewegten Bildes, welches das Verkehrsleben der Hauptstadt darbietet. Die Verpflegung
Budapests, die Versorgung der industriellen Anlagen mit dem nöthigen Rohmaterial, die
Verwerthung der erzeugten Waaren schaffen aber auch sonst noch einen lebhaften Handels-
verkehr.
In Ermangelung von Markthallen bildet die Gegend des Donau-Users, vom
Petöfideukmal bis zum Hauptzollamt, den hauptsächlichen Nahrungsmittelmarkt. Hier ist
das Markteommissariat, hier der Gemüse- uud Obstmarkt, der Fischmarkt, wohin aus den
nahe anlegenden Fischerbarken die lebenden Fische gebracht werden, und hier befinden sich
auch die Südfrüchte- und Wildprethandlnngen.
Besonders lebhaft betheiligen sich an der Verpflegung Budapests die Ortschaften
längs der Donau. Auf hoch beladeneu Schiffen schleppen sie die Gemüse, Gurken, Waffer-
nnd Zuckermelonen, Kraut, Äpfel, Pflaumen, Trauben und manch anderes Obst herbei;
im Herbst namentlich ist der Saum des ganzen linken Donauquais, vom Schwurplatz bis zu
den Lagerhäusern hinab, mit hölzernen Barken besetzt, welche Lebensmittel zuführen. Die
Treppenquais wimmeln bei ihrer Ankunft von Auf- und Niedersteigenden, in kürzester Frist
wandert das Zugeführte in die Magazine der Kleinhändler und unter die Zelte der Markt-
weiber,wo, von der verwöhnten Hauswirthin hinab bis zu dem säcketragendenTaglöhner und
dem auf Abfälle lauernden Gassenjungen, Jedermann findet, was nach seinem Geschmack ist.
Auch mit zweckmäßigen Verkehrsmitteln und Verbindungen, die ja zu den unent-
behrlichen Bedingungen der Entwicklung einer Stadt gehören, ist Budapest in hervor-
ragender Weise versehen.
Eine der gewaltigsten Wasserstraßen Europas, die Donau, steht im Dienste der
Hauptstadt. Längs der Quais stehen in langen Reihen, zu Hunderten, die Personendampfer
uud Remorqneure, die eisernen und hölzernen Schleppschiffe und andere Lastfahrzeuge, um
Waaren aus- oder einzuladen. Außer den Schiffen der großen Actieugesellschaften uud
der in den Donau- und Theißstädten ansässigen Schiffseigenthümer erscheinen in statt-
licher Anzahl die Schiffe der ungarischen Staatseisenbahnen von der unteren Donau,
ferner süddeutsche, serbische uud rumänische Schiffe unter ihren eigenen Flaggen. Geübte
und gewandte „Sacklträger" schwingen Metercentnerlasten mit Leichtigkeit auf ihre
Schultern und eilen damit über die Quais. Größere Frachtstücke, wie Dampfkessel und
Maschinen, riesiges Stammholz für den Schiffsbau, mehrere Meterceutuer schwere
Steine für den Häuserbau, Treppenstufen n. f. w., werden mittelst Hebekrahnen mit aller
Leichtigkeit auf die weiterbefördernden Lastwagen gehoben. Und so geht dies fort, das
ganze Donauufer entlang, nichts als Leben, Arbeit, rühriges Schaffen, — der mächtige
Pulsschlag der Lebenskraft einer aufstrebenden Großstadt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch