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einigen Ersatz für den Verlust jener einträglichen Quelle des Wohlstandes. Die schattigen
Wälder der oberen Abhänge nnd die Gipfel, von denen sich die herrlichste Aussicht bietet,
werden jetzt von zahllosen Ausflügler» der Hauptstadt besucht; sie habeu diese Gegend
seit einigen Jahren in Mode gebracht und wenden sich besonders gern nach der malerischen
Gegend von Csobänka.
Das Ofuer Gebirge selbst ist der höchste und umfangreichste Bergstock der ganzen
Gegend und erstreckt seine Äste vom Bett der Donau nördlich bis Vörösvär und Pilis-
Csaba, westlich bis Jeuö und Paty, südlich bis Torbagy und Bndaörs. Der Charakter
dieser ausgedehnten Berggrnppe ist nicht einheitlich; ihre westlichen Theile sind reich an
Waldungen, an ihren östlichen Rändern sind die Lehnen jetzt, statt der Weingärten,
größtentheils mit Obstpflanzungen bedeckt und haben den Wald auf die Kippen der Berge
hinaufgedrängt. Die dem Donauthal entgegen geneigten Lehnen, von Hidegknt bis zum
Türkensprung (Törökugrato) bei Budaörs, waren früher mit einem ununterbrochenen Gürtel
von Weingärten bedeckt, dessen Breite stellenweise mehr als vier Kilometer betrug. Diese
überaus günstigen Lagen der berühmten Ofner Weine sind heute größteutheils Einöde,
wo nur hier und da Obst, Mais und Kartoffeln gebaut werden. Für den Ackerbau sind
die schmalen Rücken, engen Thäler und vom Wasser tief eingerissenen Gräben des Ofner
Gebirges wenig geeignet. Weit erfolgreicher wird er im westlichen Theile des Gebirges
betrieben, wo in der Gegend von Nagy-Koväesi, Bndakeszi, Telki und Päty auch zwischen
den höheren Bergen Lehnen und Thalmulden von großer Ausdehnung aufgeackert fiud.
Dieser Theil des Gebirges bildet keine so zusammenhängende Masse wie die Ofner
Berggruppe im engeren Sinn, sondern zerfasert sich mehr in einzelne Ketten, zwischen
denen geräumige Thalmulden eingebettet sind. In einer solchen Mulde liegen Hidegknt,
Nagy-Koväesi und Bndakeszi, während die übrigen Ortschaften sich am Fuße des Gebirges
hin reihen.
Die große Mannigfaltigkeit nnd Zerrissenheit, welche die ganze Bergkette kennzeichnet,
hat ihre geologischen Ursachen. Die Grundlage des Gebirges bildet eine der oberen Trias
augehörige Formation, die in der Gestalt von Dolomit und dichtem Kalkstein auftritt;
jener tritt am Rande des Gebirges zu Tage (Blocksberg, Adlersberg, Csikerberge, Türken-
spruug, Dreihotterberg n. s. w.) und besteht jetzt größtentheils aus kahlen Höhen, vou
denen der Regen längst allen Humus heruntergewaschen hat, daher auch die Wieder-
aufforstung dort nur laugsam vor sich geht; der Kalkstein dagegen erscheint mehr auf den
Berggipfeln und Graten, z. B. dem Johannisberg, Lindenberg n. s. f. Auf diesen Gesteinen
lagert jüngerer Kalkstein aus der Eocän- und Oligocänzeit, Thon, Mergel und Sandstein,
stellenweise zeige» sich auch der charakteristische Nummuliteukalk und Cerithinmkalk. Das
häufige Vorkomme» vou Dolomit und Kalk erklärt die große Wafserarmnth des Gebirges,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch