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zum Baross-Landungsplatz und einem Ladeplatz, welcher Delta heißt. Es ist dies eine
ausgedehnte dreieckige Sandfläche zwischen der alten und der neuen Mündung der
Fiumara. Hier befindet sich das gewaltige Holzlager der Staatsbahn. Doch ist dies nicht
mehr Stadt Fiume, sondern es gehört zur Gerichtsbarkeit der benachbarten kroatischen
Gemeinde Snsak.
An diesem Punkte steht auch das neue städtische Theater, 1884 durch den
Wiener Architekten Fellner erbaut. Es ist ein auch im Äußeren eleganter Bau im modernen
Barockstil mit einem Zuschauerraum von ganz großstädtischer Einrichtung. Meistens
spielt darin eine italienische Truppe, nur ausnahmsweise auch eine ungarische oder deutsche.
Dieses Gebäude ist eine der neueren Zierden Finmes.
In der Nähe des Theaters liegt der schön parkirte und mit frischem Quellwasser
versehene Ürmenyi-Platz in einem Rahmen von palastartigen Häusern. Aus dieser
Häusergruppe fuhren drei gedeckte Waarenhallen (mercerie) zum Seeufer hinab. In
diesen Mercerien bewegt sich das Marktleben, theilweise unter ungeheuerem Lärm. Die
interessanteste der drei ist die Fisch Halle (pescaria), deren durchdringende Gerüche
weithin verkündigen, welche Waare hier verkauft wird.
Hat man in der Altstadt das niedere Volk Fiumes und am Canale das ganze
Durcheinander des adriatischen Schiffervolkes gesehen, so findet man in den Mercerien das
Bauern- und Fischervolk der ganzen Umgebung beisammen. Hieher kommt Alles aus der
Gegend, nicht nur aus Kroatien und Jstrien, sondern auch von den Inseln Veglia, Cherso,
ja Arbe, um die geringfügigeren Erzeugnisse um guten Preis an den Mann zu bringen.
Zuweilen kann man da innerhalb weniger Minuten sämmtliche Dialecte und Volkstrachten
des Qnarnero überblicken. Die interessanteste Tracht ist die von Veglia aus reinem
schwarzem Friestuch, wozu bei den Männern die schwarze, mit einer Zunge versehene
Mütze gehört. Eine überraschende sehr alte Tracht, augenscheinlich venetianischen Ur-
sprungs; sie paßt trefflich zu den rasirteu Gesichtern und verleiht dem hageren Völkchen
von Veglia ein eigenthümlich melancholisches Aussehen. Auch ihre Weiber kleiden sich
schwarz. Die Überlieferung meint, sie trügen noch immer Trauer um ihre einstigen Herren,
die Frangipani. Die Ärmsten aber, sozusagen die Elenden unter dem Marktvolke der
Mercerie sind die Eicen (Tschitschen). Sie sind ein entartetes Volksfragment (auch
„Riminji" genannt) mit romanischer Sprache im oberen Jstrien wohnhaft, von wo sie mit
ihren elenden Gäulen und auf dem Rücken ihrer vom Lasttragen verkümmerten Weiber
Baumzweige und Holzkohle auf den Fiumauer Markt herunterschaffen.
Besonders bunt und reich ist das Leben der Mercerie im Herbst, wenn auch die
Schiffer von Chioggia aus Italien ankommen und aus ihren Trabakeln, deren farbige
wappengeschmückte Segel den Hafen beleben, die endlose Meeresbeute (irutta cki mare)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch