Seite - 10 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Malensch in einem Circns der herrlichsten Bergspitzen gelegen, unter denen die durch
ein Krenz gezierte Nadel des Sänlings ganz besonders hervorragt, sind die hochberühmteu
Stnibensälle des Archbachs, welche in Absätzen von 18 und 31 Meter niederstürzen,
seine vornehmste Zier; hoch oben liegt der Strudel, von dem man über de» Königsweg und
den Frauenbruuuen zum Plansee gelaugt, dem zweitgrößten See Tirols, „der bei großer
landschaftlicher Ähnlichkeit mit dem Achensee die Düsterheit des Walchensees verbindet"
ein wahres Prachtstück des Landes, ein Sammelpunkt der selteusteu Vögel. Nordwärts,
etwa drei Stunden entfernt, liegt an der Landesgrenze das kleinste Städtchen Tirols,
Vi ls , iu reizender Umgebnug, geologisch interessant durch die dem mittlere» Jura auge-
hörenden Vilserschichteu mit zahlreichen schöu erhaltene» Fossilien.
Werfen wir »och eine» Blick ans die prächtige Bahnlinie im Hauptthal bei Jmst,
welche kurz nach Überschreitung des herrlichen Wasserfalls beim Pitzbach eine 5 Kilo-
nieter lange Schlucht einschneidet, die mühselig dem Gehänge am I«» abger»»ge» wurde,
eine Route, die nicht mit Unrecht dem Gesänse an die Seite gestellt wird und die schönste
Partie der Fahrt bildet — und wander» da»» vorüber a» der Mündung des Ötzthals und den
öden Schutthalden des Simmering am Karreserberg gegen Silz zn mit seinen stattlichen
Schlössern Welseuberg und Petersberg. Bald ist Mötz erreicht, das IVIeta der Römer, mit
seiuem Gasthanse „zum römisch-deutschen Kaiser", bekannt als der Werbebezirk der
berüchtigten Dörcher, landstreichender Karrenzieher, die nach eigenen Rechtsanschannngen
und Rechtspraktiken selig werden, und S t ams , das große Cistercienser-Kloster, das von
Elisabeth, derMntter des nnglücklichenKonradin, zu dessen Andenken 1272 gegründet wnrde.
Nun wird auch Telss sichtbar iu einer Weitung des Innthals am Fuße der buckeligen
Mnude gelegen, das hübsche Landschaftsbild belebend und ergänzend. Der Ort, bekannt
als der Geburtsort des Malers I. Schöpf, des Dichters Weißenbach und des Natur-
forschers V. M. Gredler, ist der Ausgaugspuukt einer hübsch angelegten Straße in die
Mieminger Gebirgskette, nach Nassereith nnd über den Fernpaß.
Hinter der weit vorspringenden Rnine Hörtenberg liegt im weiten Thalkreis Zir l
mit dem darüber stehenden Calvarienberg, der Ruine Fragenstein und dem Zirler Klamm-
einschnitt; von Zirl ans führt ein theilweise künstlich in den Fels eingesprengter schmaler
Pfad auf die Mar t in swand , auf welcher sich, einer weit verbreiteten Sage nach, Kaiser
Maximilian bei einer Gemsenjagd verstiegen hatte und von einem Engel ans der ihm
drohenden Gefahr gerettet wurde. Das Felsenloch, die Maximilianshöhle, ist 259 Meter
hoch über dem Inn gelegen und mit einem Crucifix geziert. Unmittelbar hinter Zirl liegt
der Solstein (2.540 Meter), dessen senkrecht abfallende Wände sich als echte Korallenriffe
auf dem hochromantischen Wege von der Alpe Zirlerchristen ins Gleirschthal in ihrer
vollsten Pracht zeigen. Über Zirl aber schlängelt sich die Scharnitzer Fahrstraße ziemlich
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch