Seite - 130 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Den Oberbefehl in diesem Kriege, der für die Regulirung der Nordgrenze des
Reiches von großer Bedeutung war, führten die jugendlichen Stiefsöhne des Augustus,
Tiberins und Drnsus, die so Gelegenheit bekamen, sich hervorzuthun. Alles war derart
vorbereitet, daß ein Mißerfolg nicht zu befürchten war. Während Tiberins von Westen her
aus der heutigen Schweiz gegen den Bodensee vordrang und auf diesem den Anwohnern des
Sees ein Gefecht lieferte, löste Drnsus die glänzendere Aufgabe, vom trideutiuischen Gebiet
aus sich den Weg über den Brenner (und wie es scheint gleichzeitig über Reschenscheideck)
nach dem Innthal zu bahnen, um vou dort aus seinem Bruder die Hand zu reichen. Es
gelang infolge des mit großer Übermacht durchgeführten coneentrischen Angriffs und trotz
der tapferen Gegenwehr der Bewohner des Eisack-, Wipp- und Innthals. Der erste
blutige Kampf fand am Eisack (Jsarcus) statt, dam? wurden die hochgelegenen Stellungen
der „schnellen" Breonen und der „unholden" Genannen gestürmt.
In der Hauptstadt Rom that man sich auf diese Waffenthaten, welche das Herrscher-
haus als solches bekräftigten, nicht wenig zu Gute. Der Dichter Horaz besang dieselben
im Auftrag des Augustus, welchem überdies vou „Senat und Volk" ein Siegesdenkmal
— das ,^rc»paeuin — auf der Höhe der Seealpen (ober dem heutigen Monaco
bei „Torbia") errichtet wurde. Eine Inschrift an demselben verkündigte die Namen der
besiegten Völkerschaften, unter denen wir außer den schon erwähnten noch die Venostes
lesen, von denen die Vintschganer ihren Ursprung nahmen. Der blutigen Kämpfe am
Jsarcus gedenkt auch der Dichter, der nach dem frühen Tode des Drnsus das Trost-
gedicht an dessen Mutter Livia verfaßt hat. Dauernd erinnerte der Name der Station
,?cms vrusi- („Drususbruck", wohl der Etschübergaug bei Siegmuudskrou (Formicar)
in der Nähe von Bozen) an den ruhmreichen Feldherrn, und mit Recht. Denn man wird
die Blüte dieser nunmehr vor Überfällen der Alpenvölker gesicherten Gegend als directe
Folge des Feldzuges ansehen dürfen. Es kamen Ansiedler hierher, deren Name an den
Orten haften blieb; so ist Appiannm (heute Eppan) nach einem Appius benannt, während
Bozen seinen Namen einem Bandius zu verdanken scheint, der seine Besitzung nach der in
Italien herkömmlichen Weise als „Bandiannm" bezeichnete. Zwischen Pons Drnsi und
Trident lag die Straßenstation Endidae (heute Egua, deutsch Neumarkt). Auch Saluru
war nicht ohne Bedeutung. Trident selbst, zu dessen Gebiet diese Gegenden geschlagen
wurden, gewann außerordentlich, schon weil von da aus die Verproviautirung der an die
neue Nordgrenze des Reiches vorgeschobenen Truppen vor sich ging.
Als das große politische Resultat der Unternehmung des Drnsus wird hervorgehoben,
daß dadurch die Straße vom Po an die Donau geöffnet worden sei. Als Vorort der neu-
gewonnenen Provinz wurde Augusta Viudelicorum begründet, das heutige Augsburg,
das nach Augustus beuauut ist. Daneben blühte Brigantium, das heutige Bregeuz, empor,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch