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Grenzen. Daher erschien Tirol beim Ausbruch des zweiten Coalitionskrieges sofort bedroht.
Dies bewog auch Kaiser Franz II., in seiner Fürsorge für das geliebte Land, hier eine
eigene Armee aufstellen und selbst Graubünden besetzen zu lassen, nach Vorarlberg aber
ein Corps der Nordarmee zu verlegen, als durch Süddeutschland und Italien seine Heere
vordrangen. Die Tiroler waren gleichfalls eifrigst auf den Schutz der Landesgrenzen
bedacht und zahlreiche Schützencompagnien eilten auf den Aufruf des Gouverneurs und
Hofcommifsärs Grafen Bissingen an die bedrohten Punkte. Allein trotz aller Opfer-
willigkeit vermochten die Tiroler ihr Land nicht vor feindlichem Überfall zu bewahren.
Maffenas kühner Untergeneral Leconrbe unternahm schon Mitte März die ersten Angriffe
auf die Österreicher und Tiroler bei Martinsbruck, und als diese Oberst Freiherr von
Knesevich tapfer zurückwies, wiederholte er im Verein mit General Defsoles am 25.
seinen Versuch, ins Land einzudringen — jetzt mit entschiedenem Erfolg. Knesevich mußte
sich ergeben und die Franzosen besetzten den Bezirk Nauders. Ebenso glücklich war Desolles,
er zerstreute die österreichische Vorhut unter General Loudou bei Taufers vollständig und
drang siegreich bis Schluderns vor. Die Grenzbezirke litten schrecklich unter der feindlichen
Besetzung, besonders das obere Vintschgau, denn Desolles' Leute steckten Glnrns, Mals
und Schluderns in Brand. Zum Glück nöthigten die Siege der Österreicher in Italien
und Deutschland die Feinde nach wenigen Tagen zum Rückzug, und als bald nachher
Generalmajor Graf Bellegarde, der Obercommandant in Tirol, den Feinden das Engadin
entriß, war für Tirol in diesem Jahre jede Gefahr geschwunden.
Um so größer wurden die Besorgnisse für Tirols Sicherheit im folgenden Jahre,
1800, da an der Spitze der französischen Armeen in Deutschland und Italien Frankreichs
fähigste Generale traten. Während Bonaparte die Österreicher unter Melas bei Marengo
schlug und zur Preisgebung ganz Ober-Italiens bis an den Mincio zwang, trieb sie
Morean aus Süddeutschland bis über die Isar zurück und nöthigte sie zum Waffenstillstand
von Parftors (15. Juli). Dadurch gerieth alles Gebiet im Norden und Süden Tirols, ja
ein Theil des Landes selbst, der Grenzdistrict Rentte, in Feindeshand. Während dieser
wiederholt verlängerten Waffenruhe besuchte der neue Obercommandant der Nordarmee,
Erzherzog Johann, Tirol, um die Grenzpässe zu besichtige«, — ein Besuch, der die Tiroler
mit hoher Freude und unvergänglicher Anhänglichkeit an den Prinzen, diesen mit
großer Zuneigung zu ihnen erfüllte. Als der Krieg wieder begann und bald einen noch
ungünstigeren Verlauf nahm, wurde die Lage des Laudes bedenklicher als je zuvor, die
Feinde stürmten von allen Seiten auf seine Grenzen ein, aber sie wurden überall mit
blutigen Köpfen zurückgewiesen. Um so härter trafen die Tiroler die Bedingungen des
Waffenstillstandes von Steyr, der trotz dieser tapferen Abwehr der Feinde die Österreicher
zwang, die nördliche Hälfte des Landes zu räumen, die südliche weiteren Angriffen der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch