Seite - 179 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Bild der Seite - 179 -
Text der Seite - 179 -
179
Kaisers Josef II. zum Fall zu bringen und den Einfluß der Ordinariate auf die Schulen
zu mehren. Die Regierung kam ihren Wünschen bereitwillig entgegen und so entfielen in
der That die meisten Schranken des Klosterwesens, die Schule gerieth in noch größere
Abhängigkeit von der Kirche. Dagegen wollten die ständischen Vertreter durchaus nichts
von einer angemessenen Berücksichtigung der neuen Landestheile in der Landesvertretung
wissen, denn sie befürchteten einen Theil ihres Einflusses einzubüßen. Noch weniger
dachten sie an eine nachhaltige Unterstützung der durch den letzten Krieg besonders
mitgenommenen Landestheile und stets auf neue Zugeständnisse der Regierung rechnend
versäumten sie auch durch weise Sparsamkeit, Herabsetzung der hohen Schuldenzinsen und
Auffindung neuer Foude den landschaftlichen Haushalt endlich einmal in Ordnung zu
bringen. Wenn trotzdem die materielle Lage des Landes in diesen Jahren sich etwas
besserte, so ist dies vorzüglich den guten Ernten und dem neuen Aufschwung des Handels
und Verkehrs zu danken.
So war Tirol wenig vorbereitet auf den im Sommer 1805 ausbrechenden dritten
Coalitionskrieg. Zum Glück blieb dieser einige Zeit dem Lande fern und indeß konnten
die Vertheidiguugsanstalteu in besseren Stand gesetzt werden. Der Kaiser sandte ein
bedeutendes Corps zum Schutz des Landes und die einberufene Landesvertretung brachte
endlich das unfertige Milizwesen zum Abschluß. Ein neuer Geist durchdrang das Landes-
vertheidigungswesen, als Erzherzog Johann persönlich dessen Oberleitung übernahm.
Nun rückten die beiden ersten Zuzüge mit Begeisterung an die nördlichen Grenzpässe,
während der dritte die Grenze im Nordosten und Nordwesten besetzte. Es war aber auch
hohe Zeit, denn Napoleon hatte indeß die österreichische Armee in Deutschland, die bis
über Ulm vorgedrungen war, zerstreut und einen großen Theil sammt dem Ober-
commandanten zur Ergebung gezwungen; seinem Vordringen an Österreichs Grenzen
stand um so weniger ein Hinderniß entgegen, als Baiern nebst Württemberg und Baden
sich bereits offen an ihn angeschlossen hatten. Als das feindliche Heer gegen den Inn zog,
mußte auch die bisher siegreiche österreichische Armee unter Erzherzog Karl in Italien sich
zurückziehen und ebenso das mit ihr vereinte tirolische Corps. Eben bereitete sich Erzherzog
Johann zum Abzug vor, da nahte sich im Norden und Nordosten der Feind den Landes-
grenzen. Dort rückte Marschall Ney anfangs November mit seinem Corps gegen die
Scharnitz und die Leutafch vor, hier General Deroy mit einer Division gegen den
Strubpaß. Der tapfere Commandant der Besatzung im Scharnitzer Paß, Oberst-
lieutenant Swinburne, war zwar fest entschlossen, mit seinen Soldaten und Milizen sich
aufs äußerste zu wehren, aber der Feind umging ihn durch die schlecht besetzten Grenz-
punkte in der Leutasch und zwang ihn zur Übergabe. Dagegen schlug die Besatzung des
Strubpasses, Soldaten, Milizen und Stürmer, einen Angriff Deroys tapfer ab. Allein
12»
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch