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der Freiherr von Lichtenthurn aus Erzherzog Johanns Hauptquartier die sichere Nachricht
vom Friedensschluß brachte uud der Hofcommissär A. von Roschmann und die besonnenen
Männer seiner Hingebung zur Ruhe inahnten, dachte er ernstlich an Niederlegung der
Waffen. Allein Haspinger und andere Commandanten stimmten ihn wieder um und so kam
es zum Entscheidungskampf am 1. November. Diesmal wurden die Tiroler, denen es an
tüchtigen Führern wie an Eintracht fehlte, von den Baiern bald aus ihreu Schanzen am
Jselberg vertrieben und verloren ihre Geschütze. Trotzdem beabsichtigte Andreas Hofer die
Fortsetzung des Kampfes. Da fingen seine Leute einen Brief des Vieekönigs an Dronet
auf, deu des Sandwirths Vertraute, der Geistliche Dauej und Sieberer benützten, um den
Obercommandanten zu bewegen, durch eine Deputation au den Vicekönig seine Unter-
werfung zu erklären. Es gelang ihnen. Aber kaum waren sie abgereist, da erließ Hofer,
an seinem Leben bedroht, vom Brenner aus neue Aufgebote. Als jedoch die Deputation
mit günstigem Bescheide vom Hauptquartier des Vieekönigs in Villach zurückkehrte,
bewegten sie iu Sterzing den Sandwirth nochmals zu beruhigenden Erlässen an seine
Landsleute, und er kehrte mit dem festen Entschlüsse heim, uicht mehr zu kämpfen.
Kaum in seine Heimat zurückgekehrt, wurde Hofer durch seine fanatische Umgebung
zum Erlaß von Aufgeboten gezwungen. Daher stellte sich am 16. November dem
inzwischen bis Merau vorgerückten General Rusca ein neues Baueruheer entgegen, das
von Algnnd über Kneus bis Schenna sich ausdehnte. Beide Theile kämpften mit beispiel-
loser Erbitterung und hatten große Verluste, die Tiroler noch größere, aber nach Einbruch
der Dunkelheit gelang es ihnen doch, den 4.000 Mann starken Feind von dem hartnäckig
umstrittenen Küchelberg herab zu werfen und zum eiligen Rückzug nach Bozen zu zwingen.
Eine indeß über den Jaufeu uach St. Leonhard vorgedrungene Franzosen-Eolouue
(1.200 Mann) wurde schließlich uach Verlust eines Drittels der Mannschaft znr
Ergebung genöthigt. Nun sammelten die Tiroler sich neuerdings in großer Menge bei
Bozen zum Angriff aus die Stadt und die daselbst liegenden Truppeu, aber die Generale
des Obercommandanten Baragnay d'Hilliers erkämpften ohne Mühe gegen die sich rasch
zerstreuenden Stürmer den Weg nach Meran. Jetzt fand auch eiu iu Passeier eindringendes
Regiment keinen Widerstand und die Vintschganer kehrten gleichfalls zur Ruhe zurück.
Da bot Kolb in der Gegend von Brixen lind Klausen nochmals den Landsturm auf uud
rüstete zum Sturm aus jene Stadt. Aber eine noch rechtzeitig nnter General Severoli
einrückende Eolonne befreite den in Brixen stehenden General Morean aus der großen
Gefahr und auch General Almeras aus Bruueck eilte ihm zu Hilfe. Diese Gelegenheit
benützend, sammelten in der Umgebung dieser Stadt einige fanatische Männer, die sich
zu Commandanten auswarfen, eine große Zahl, bei 10.000, Landesvertheidiger nnd
führten sie gegen die kleine Besatzung Brunecks. Doch im Momente höchster Gefahr
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch