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der Tiroler bei Calliano und Serravalle hatten dann die Kapitulation der Besatzung im
Kastell Trento und die Befreiung ganz Wälschtirols zur Folge. Das siegreiche Vorrücke»
der Kaiserlichen im südlichen Tirol vermehrte die Unzufriedenheit der Bevölkerung im
baierischeu Antheil; diese steigerte sich zu einer förmlichen Gährnng, als der Rieder Vertrag
bekannt wurde und die Bewohner des baierischen Antheils befürchteten, für immer von
denen des südlichen Tirols und von Österreich getrennt zu werden. Es erfolgte selbst ein
Angriff der Bauern auf die baierifche Besatzung in Innsbruck, die nach Hall vertrieben
wurde. Allenthalben gelangten die Sympathien für Österreich, besonders bei der Durch-
reise der Kaiserin zu demonstrativem Ausdruck. In den ersten Monaten des Jahres 1814
begann eine förmliche Agitation gegen die baierifche Herrschaft, aber auch gegen das
Rofchmann'sche Provisorium, mit dem man gleichfalls immer unzufriedener wurde, weil
er das drückende System der Fremdherrschaft ohne wesentliche Änderungen beibehalten
hatte. Josef von Giovanelli und seine Freunde in Bozen veranlaßten jetzt eifrige
Schritte und Bemühungen, die außer auf die Wiederkehr der österreichischen Herrschaft
besonders auf die Wiedererlangung der ihnen so günstigen alten Verfassung abzielten.
Im Laufe des Jahres 1814 traten deshalb zahlreiche Conferenzen zusammen, die ebenso
viele Bittschriften um dieselbe an den Hof richteten und ein paar Deputationen dahin
entsandten. Die Rückkehr ganz Tirols unter die österreichische Herrschaft wurde durch die
Convention des Kaisers mit Baiern vom 3. Juni 1814 außer Zweifel gestellt, aber die
Wiederherstellung der alten Verfassung vermochten die Tiroler nicht zu erwirken, sondern
es wurden mit Patent vom 24. März 1816 jene Veränderungen an ihr vorgenommen,
welche die neuen Zeitverhältnisse und das Bedürfniß der Zeit zu erheischen schienen. Im
Jahre 1817 erfolgte auch die Wiederherstellung der Patrimonial- und die Organisation
der landesfürstlichen Gerichte.
Nach der Rückkehr Tirols unter Österreichs Herrschaft genoß das Land bis zum
Tode Kaiser Franz' I. eine ununterbrochene Ruhe und nur einige Mal machten sich
europäische Kriegsereignisse durch kleinere Truppendurchzüge und den Abzug der in Tirol
befindlichen Mannschaft bemerklich. Trotzdem erholte sich das Land von den Folgen der
vorausgegangenen stürmischen Zeit nur langsam. Der Hauptgrund lag in dem politischen
System, das vor jeder einschneidenderen Änderung zurückschreckte und die spontane Thätig-
keit der Bevölkerung lähmte. Es war ja die Blütezeit eines allmächtigen Polizeistaates,
ein patriarchalisches System, wo jeder Raum für freiere Entfaltung der Kräfte fehlte, und
so blieb auch die Thätigkeit der Stände Tirols auf einen sehr engen Kreis beschränkt und
war der Einsicht des Volkes ganz entzogen. Alle wichtigeren Staatsgeschäfte besorgten
die leitenden Staatsmänner allein und waren dabei möglichst auf Erhaltung des
Bestehenden bedacht. So trat in Tirols Verwaltung außer der definitiven Organisation
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch