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waren die Verbesserung der Straße über den Schönberg mit der Stephansbrücke, der
Ausbau der Franzensfeste und andere Befestigungen. Dem Landesvertheidigungswesen
schenkte man mehr Aufmerksamkeit, und das ist wohl vorzüglich ein Verdienst des
Erzherzogs Johann, der wiederholt ins Land kam. Seine und die längere oder kürzere
Anwesenheit oder Durchreise anderer Mitglieder der kaiserlichen Familie, insbesondere aber
eine längere Anwesenheit des Kaisers selbst erhielten die dynastischen Gefühle stets rege.
Ferdinands I. Aufenthalt im August des Jahres 1838 wurde durch die Erbhuldigung
veranlaßt. Diese fand am 13. August zu Innsbruck statt, wohin die Stände Tirols und
Vorarlbergs und die Inhaber der Erbämter berufen wurden. Ein prächtiger Festzug vou
44 Schützencompagnien in Nationaltracht, sowie ein großes Scheibenschießen erhöhten
den Glanz der Feier.
Das letzte Regierungsjahr Kaiser Ferdinands I., das Jahr 1848, ist jedenfalls
nach dem Jahre 1809 das merkwürdigste in Tirols Geschichte. Die Nachricht von dem
Patent, mit welchem Kaiser Ferdinand I. seinen Völkern Nationalgarde, Preßfreiheit
nnd Constitution verhieß, verbreitete sich wie ein Lauffeuer durchs Land und rief allent-
halben die freudigsten Kundgebungen wach — ein seltsames Schauspiel nach der politischen
Grabesstille, welche seit einem Menschenalter in Berg und Thal gewaltet hatte! Mau
übte mitunter die schärfste Kritik an dem bisherigen Zustande und verlangte eine wahre
Volksvertretung anstatt des ständischen Landtags, der einer mächtigen Bureaukratie kraftlos
gegenüberstand. Die Einberufung eines neuen Landtags und dessen Verhandlungen, die
Wahlen zu dem Frankfurter Parlament und in den Wiener Reichstag erzeugten ein noch
nie dagewesenes politisches Leben in unseren Thälern. Der neue, am 10. Juni feierlich
eröffnete Landtag, in dem die beiden oberen Stände mit je 13, die beiden unteren aber
mit je 23 Mitgliedern vertreten waren, unterschied sich nicht allein in der Zusammensetzung,
sondern auch durch die Öffentlichkeit seiner Verhandlungen uud die Allseitigkeit der ver-
handelten Gegenstände vortheilhaft von seinen Vorgängern. Es wurde von ihm in der That
eine Reihe dringender Bedürfnisse erwogen und größtentheils nach Gebühr gewürdigt; die
wichtigste und heiklichste aller Angelegenheiten, der Entwurf einer neuen Verfassung,
zeigt unverkennbar das Bestreben, den Anforderungen der Zeit und den Bedürfnissen
des Reiches einigermaßen gerecht zu werden. An diesem Landtage betheiligten sich aber die
beiden italienischen Kreise nicht, denn diese erstrebten Lostrennung von Tirol und Vereini-
gung mit Italien; in solchem Sinne wirkten auch ihre nach Frankfurt entsandten Vertreter.
Doch die Frankfurter Versammlung wollte keinen Fuß breit deutscher Erde opfern und
feuerte die deutschen Tiroler durch hohes Lob zu der tapferen Vertheidigung ihres Landes an.
Die Revolution der Lombarden und Venetianer und der Rückzug des kaiserlichen
Heeres unter Feldmarschall Radetzky in die Stellung von Verona brachte Tirols Süd-
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch