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Die Erweiterung des Telegraphennetzes, der Bau der Eisenbahnlinie von Kufstein
bis Innsbruck und von Verona bis Bozen fällt in diese Zeit. Tirol hatte damals das Glück,
durch mehrere Jahre des Kaisers Bruder Erzherzog Karl Ludwig als Statthalter zu
besitzen. Nach außen hin fanden die Tiroler im Kriegsjahr 1859 neue Gelegenheit, ihre
Vaterlandsliebe und ihre Anhänglichkeit an das Herrscherhaus glänzend zu erproben.
Kaum hatte der Kaiser seine treuen Tiroler zn den Waffen gerufen und Erzherzog Karl
Ludwig zur Organisation der Landesvertheidigung das Land zn durchreisen begonnen, so
zeigte sich allerorten wieder die alte Bereitwilligkeit zur Ausrückung an die Grenzen und
es zogen im Verlaufe des Juni wieder viele Schützencompagnien an die bedrohte» Punkte.
Noch größere Verdienste um den Monarchen uud den Staat erwarben sich aber die
Tiroler durch die Fürsorge für die durchziehende» Soldaten und namentlich durch die
liebevolle Pflege der zurückkehrenden Verwundeten, worin die Frauen und Jungfrauen
aller Stände in den Städten wetteiferten. Dafür lohnten sie aber auch so huldvolle Worte
der Anerkennung und des Dankes aus dem Munde des Monarchen, wie ihnen für „ihre
unerschütterliche Anhänglichkeit an sein Haus und das erhebende Beispiel der Vaterlands-
liebe und der Unterthanentreue" noch nie zu Theil geworden waren.
Mit Österreichs Eintritt in die Reihe der constitutionellen Staaten begann auch für
Tirol wieder ein regeres öffentliches Leben. Der abermals in wenig veränderter Form
erneuerte Ständelandtag mußte bald der den thatsächlichen Verhältnissen ungleich besser
entsprechenden Interessenvertretung weichen, die auf Grund des Octoberdiploms und
Februarpatentes ins Leben trat nnd seitdem verblieben ist.
Außerdem gab es noch zwei Ereignisse von hervorragender Bedentuug im erste»
Sessivusabschnitt des neuen Landtags, ein friedliches und ein kriegerisches: die Feier der
fünfhundertjährigen Vereinigung Tirols mit Österreich im Jahre 1863 und die Helden-
kämpfe der Landesschützen im Jahre 1866. Jene wurde am 29. September 1863 mit
umso höherer Begeisterung begangen, als der Kaiser nicht nur seiuen Brnder Erzherzog
Karl Ludwig zu derselben ins Land sandte, sondern am Festtag selbst wider alles Erwarten
persönlich in der Landeshauptstadt erschien. Diese hat wohl noch nie einen so glänzenden
Tag gesehen! Überwältigend war das Bild, das beim Empfang des geliebten Landesherrn
sich dem Auge des Beschauers darbot, unbeschreiblich der Jubel, unter dem der lange
Festzug sich durch die Hauptstraßen der Stadt bewegte, und nicht minder prächtig seine
ganze Erscheinung, da alle alten Landestrachten dabei vertreten waren. Das Jahr 1866
aber füllt in Tirols Kriegsgeschichte ein neues Ruhmesblatt. Die Ausrufe des Kaisers
fanden in seinen Bergen, wie immer kräftigen Widerhall. Es eilten nicht allein die Landes-
schützen zu den Waffen, sondern auch viele Scharfschützen, eigene Compagnien bildend,
und zuletzt selbst der Landsturm des südliche» Tirols. Unterstützt von den zahlreichen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch