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gewicht der jüngeren Linie von Bregenz war durch die Heirat ihres Gründers, Grafen
Hugo des Minnesängers, mit der Erbgräfin von Pfannberg in der Steiermark
ohnehin in letzteres Land verlegt. Bald folgte eine weitere Erwerbung. Die Unter-
thanen des Georg von Heimenhofen im Gerichte Tannberg nahmen, wie es scheint
ohne Verhinderung seitens ihres Herrn, des Herzogs Diener nnd Geleitsinhaber Graf
Ulrich von Werdenberg-Sargans uud Hans von Rechberg gefangen, mißhandelten sie und
schlugen die Aufforderung, sie frei zu lassen, ab. Herzog Sigmund ging nun zur Gewalt
über, eroberte den Tannberg und ließ sich am 11. März 1453 von den Leuten am Tann-
berg selbst, zn Lech, Zug, Bürstegg, Wart, Krumbach, Schröcken, Mittelberg und
Riezlern unter Verzicht auf ihre bisherigen Freiheiten und selbständige Gerichtsbarkeit den
Ergebungsbrief ausstellen. Sie wurden der eben gewonnenen Herrschaft Bregenz ein-
verleibt und Georg von Heimenhofen mit tausend Gulden abgefunden. Erst mit dem
Regierungsantritt Maximilians erhielt der Tannberg wieder seine Gerichtsbarkeit zurück,
wovon sich dann 1563 der Mittelberg oder das kleine Walserthal wegen seiner Entlegenheit
als eigenes Gericht loslösen durfte.
Bei den bisherigen Unternehmungen hatten den Herzog Sigmund, allerdings
der eigennützigsten Absicht, die Gebrüder Jakob und Eberhard Truchseßen von Wald-
burg mit Geld unterstützt. Sie traten in die engsten Familienbeziehungen zu den Günst-
lingen des Regenten, den Brüdern Bernhard und Wiguleis Gradner aus Steiermark.
Beide Theile beuteten nun die Noth und Schwäche des jugendlichen Fürsten in einer
Weise aus, daß sie iu kurzer Frist fast alle österreichischen Herrschaften in Vorarlberg als
Vogteien, Pfandschaften oder Lehen in Händen hatten, bis ihr Übermuth zuerst deu Sturz
der Gradner herbeiführte, dem bald auch jener des Eberhard von Waldburg folgte.
Dieser kaufte im Jahre 1455 von den Grafen von Werdenberg-Sargans die Grafschaft
im Walgau oder Sonnenberg. Deswegen wurden er und seine Nachkommen 1463
von Kaiser Friedrich III. zu Reichsgrafen von Sonnenberg erhoben. Aber endlose Streitig-
keiten aller Art, Muthwillen und Gewaltthätigkeiten von Eberhards Sohne Andreas,
dem Sonnenberg zur Verwaltung abgetreten wurde, der Buud der Truchseßen mit den
Schweizern, Sigmunds größten Feinden, denen dieser schon das linksseitige Rheinthal
hatte überlassen müssen, endlich der Unwille seiner eigenen Unterthanen über das Gebaren
der Sonnenberger, alles dies ließ den Herzog Sigmund zu raschem Handeln schreiten.
Am 8. März 1473 rückte seine Kriegsmannschaft einerseits vom Arlberg her ins Kloster-
thal, anderseits von Feldkirch aus in den Walgau ein, das Land wurde besetzt, die
Unterthanen mußten zu Österreich schwören und nach dreitägiger Belagerung ergab sich
am 13. März auch die Feste Sonnenberg zu Nüziders, welche für immer zerstört wurde,
nachdem Graf Andreas entwichen war, um bei den Schweizern Hilfe zu suchen. Sigmund,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch