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Neben dem Ehebett hat die Wiege für den jüngsten „Zügel" ihren Platz. An der
Wand prangt der Brautkasten, entweder aus hartem Holz und zierlich eingelegt oder bnnt
bemalt. Gewöhnlich sind auch die Nameu des Ehepaares und das Jahr der Vermählung
verzeichnet. In diesem Kasten werden alle Sachen von Werth verwahrt, die Festkleider
der Bäuerin, die Rollen der „hanswirchenen" das heißt im Hause gesponnenen Leinwand,
in den kleinen Schubladen der Silber- nnd Granatschmuck nebst den Schatzthalern der Kinder.
Die andere Wand ziert ein „Schubladenkasten", auf dem verschiedene Prachtstücke glänzen,
z. B. bunte Gläser und Kaffeetassen, die einmal als Hochzeit- oder Taufgeschenk ins
Haus gekommen, ein paar blinkende Leuchter ?c. und inmitten dieser Herrlichkeiten ein
kleiner Glasschrank mit einem wächsernen, mit Blnmen und Flitterwerk puppenhaft
verzierten Christkind. Ist der Bauer Scheibenschütze, was häufig der Fall, so siud in einem
Glasschrank wohl auch noch die glänzenden „Beste" mit den langen Seidenbändern und
den blinkenden Dneaten oder Guldenstückeln zu sehen. Außer diesen Möbeln befinden sich
in der Kammer noch ein Tisch und ein paar hölzerne Stühle. An den Wänden hängen
Heiligenbilder, über dem Bett ein Kreuz und neben der Thür das Weihbruuukrügl.
Einfacher sieht es in den Schlafkammern der größeren Kinder und der Knechte und Mägde
aus. Ein Bett, in dem wenigstens zwei Burschen oder zwei Dirnen zusammen schlafen, ein
paar Stühle, eine Kleidertruhe, höchstens noch ein Tisch und ein rohgearbeiteter Kasten,
das ist die ganze Einrichtung.
Eine geräumige Kammer des ersten Stocks ist für die Kornkisten bestimmt; in
derselben, auf dem „Brothäugel", im Oberinnthal auch „Drehula" genannt, ein hölzernes,
oft auch drehbares Gestell mit Fächern, in denen die Brotlaibe liegen. Eine andere kleine
Kammer enthält Handwerkszeug: Hobelbank, Schnitzbank, Schleif- und Wetzstein, Lade-
nnd Dengelzeug ?c. Anderes Hansgeräth hat seinen Platz auf der „Dille" (Unterdachraum),
zu der man mittelst einer Leiterstiege gelangt.
Vom Hausgang des oberen Stocks oder auch schon von der Stiege aus führt eine
Thür in die Tenne. Hier ist zuerst der aus starken Tannenpflöcken festgefügte Dreschboden.
Dahinter, von der Tenne durch den etwa zwei Meter hohen „Barrenschalter" getrennt,
thürmt sich in drei Abtheilungen (Pillen) der Heustock ans, dann das Grummet und das
sauere oder Galtheu. In einem Nebenwinkel stehen allerlei Geräthe, sowie die Windmühle,
die G'sotbank, Heu- und Garbgabeln, Dreschflegel, Sensen, Sicheln zc. An passenden
Stellen neben den Heustöcken befinden sich die Futterlöcher, durch die das Heu in die
Krippen des unmittelbar darunter liegenden Stalls gesteckt wird. Dieser bietet den Raum
für das Vieh, also in erster Linie für die Ochsen, Kühe und Kälber; in einer Abtheilung
werden im Winter auch die Geißen nnd Schafe untergebracht. Sind Pferde da, so ist ein
Theil des Stalls als Roßstall eingeräumt. Die Schweine haben meist einen eigenen ans
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch