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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 260 -
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260 Gefährten am feurigen Naß gütlich thut. „Fensterlen" geht in der Regel nur der Bursche allein, der mit einem Mädchen ein erklärtes Verhältniß hat. Es ist das immer ein gefährliches Unternehmen, besonders wenn das EinVerständniß bereits ein inniges ist und der Liebhaber zur Geliebten in die Kammer schlüpft. Der bissige Haushund, wie der zornige mit Stock oder Ochsenziemer bewaffnete Bauer bedrohen den nächtlichen Eindringling, wie drollige Volkslieder in drastischer Weise schildern. Dauert ein solches Liebesverhältniß jahrelang fort, so bleibt es fast nie ohne Folgen und das gefallene Mädchen muß dann besonders in jenen Thälern, wo man es mit Zucht und Sitte strenger nimmt, im vollen Sinn des Wortes erfahren, wie „Liebe mit Leide lohnt". Bitterer gestaltet sich noch die Lage, wenn, wie es häufig der Fall, der Liebhaber des Mädchens überdrüssig wird und sie verläßt. Viele Volkslieder schildern in ergreifender Weise das Weh der Getäuschten. Hält er aber treu zu ihr und gestatten es die Verhältnisse, so macht der Bursch mit der Geliebten richtig und es gibt lustige Hochzeit. Eine Bauernhochzeit — wir sprechen selbstverständlich nicht von einer sogenannten stillen, sondern von einer echten und rechten, wobei der rothe Wein in Strömen fließt und sich beim Mahl die eschenen Tische biegen — ist nicht nur für das Haus, fouderu auch für das ganze Dorf ein wichtiges Ereigniß. Der Bauer liebt es, diesen folgenreichsten Tag seines Lebens mit allem möglichen Glanz zu feiern; selbst der sparsame Oberinnthaler bleibt in dieser Beziehung nicht zurück. Im heitern Zillerthal beträgt die Zahl der geladenen Gäste oft 300 bis 500. Hier herrscht allerdings die schöne Sitte, daß jeder Geladene sich sein Essen selbst bezahlt und daneben noch bei seinem Erscheinen fünf Zwanziger oder Gulden „weist", auf welche Art dem zu gründenden Hausstande ein ganz ansehnliches Heiratsgut zufällt. Sobald nun der Festmorgen heraufdämmert, weckt das Krachen der Pöller das Brautpaar und das ganze Dorf. Beiläufig um acht Uhr beginnen die Feierlichkeiten, und zwar gewöhnlich mit der Morgensuppe. Die Sitte schreibt da fast in jedem Thale etwas Anderes vor. Im Unterinnthal thun sich die Hochzeitlente im Hause der Braut bei Nudel- suppe und Würsten gütlich, während der Bräutigam beim Wirth seines Heimatdorfes auf den Hochzeitszug wartet. JnPaznann versammeln sich die „Spansa" und der „Späusliug" (Braut und Bräutigam), erstere mit ihrer G'spanin, letzterer mit seinem G'span, und alle Geladenen in einem bestimmten Hause, von wo ans sie den Auszug halten wollen. Im Pusterthal sind bei der Braut die Weiber, beim Bräutigam die Männer zu Gaste. In Gröden und Proveis versammeln sich einerseits die Verwandten der Braut mit dem Brautführer und dem „Vorjüngling" (Bruder der Braut) im Hause derselben, anderseits die Verwandten des Bräutigams in seinem Hause. Hat man sich nun an der Morgensuppe gelabt und ist die Braut zum Kirchgaug bereit, was etwa um 10 Uhr vormittags der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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