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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 269 -
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269 Abschied singen die Klöckler das „Danklied". Dann heißt sie der Bauer noch tüchtig auf seinen Feldern herumspringen, damit es ein gutes nächstes Jahr gebe, die Hausfrau aber füllt den Ranzen des „Sackträgers" mit Speck und den sogenannten Klöcklerwürsteln, welche dann am „Losenpfinstag", das ist der letzte Donnerstag im Advent, gemeinsam verzehrt werden. An die Klöpfelsnächte schließen sich die drei Rauchnächte, welche die eigentliche Weihnachtszeit, vom heiligen Abend bis heiligen Dreikönig, begrenzen. Der heilige Abend gilt in ganz Tirol als eine hochheilige Zeit. Wirft man da einen Blick in ein Gehöfte, so trifft man Alles in voller Thätigkeit. Das ganze Haus muß blank gefegt und gesäubert, das letzte „Wizele" Flachs am Rocken rein abgesponnen sein, sonst „nistet die Berchtl darin". In der Küche steht die Bäuerin am prasselnden Feuer und kocht Schmalzkrapfen in riesiger Menge, ,denn tagsüber hat man gefastet und der mitternächtige Gang zur Christmette in der eiskalten Nacht ist oft lang und beschwerlich. Vor dem Essen wird nach alter Gepflogenheit „geräuchert". Der Bauer nimmt die Glutpfanne, worauf die während der heiligen „Dreißgenzeit" gesammelten Weihekräuter nebst Weihkörnern gelegt werden, geht voran, ihm folgt das Gesinde mit den Kindern. So zieht man räuchernd und betend unter dem Spruch: „Glück ins Haus, Unglück hinaus" durch Haus, Stall und Tenne, ja sogar auf die Felder. Auch der am Thomastag gebackene Weihnachtszelten bekommt sein Theil. Gegen Mitternacht rüstet sich Alles zum Kirchgang. Die „Kenteln" (Kienfackeln) werden angezündet, die Schneereifen, wenn nothwendig, umgebunden, so macht sich Jung und Alt — höchstens der „Nähnl" bleibt als Haushüter zurück — auf den dunkeln Weg. Dieser nächtliche Kirchgang hat etwas ungemein Poetisches. Von nah und fern, einzeln und in Gruppen, eilt Alles bei Fackelschein zum Gotteshaus. Von beiden Thallehnen, oft von den höchsten Bergen, wo noch Einzelhöfe stehen, sieht man die Lichter sich dem Thal zu bewegen, bald verschwindend, bald wieder auftauchend. Dabei hört man in der Stille der Nacht jeden Laut, jedes Geräusch. Die rauhen Stimmen der Männer, die hellen der Kinder, daneben das Geschwätz und Kichern der Weiber kann man genau unterscheiden. Hier und da hallt ein ferner langgedehnter Juchezer eines Burschen, dem sein Mädel mehr im Kopfe liegt als die Mette, durchs Thal, bis endlich Fackel um Fackel erlischt und nur- mehr die hellerleuchteten Bogenfenster durch die Nacht schimmern. Die nächtliche Feier besteht in der Mette, an die sich die gesungene Messe, das sogenannte Hirtenamt anschließt. Hierbei wird, wenigstens in Nordtirol, nach der Wandlung ein „Hirtenlied" gesungen. Nach der Mette trachtet Alles so rasch als möglich nach Hause zu kommen, wo an manchen ^ Orten die müdeu Kirchgänger Würste und weißer Wein, sowie die Reste der schmalzigen „Blattelküchel" erwarten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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