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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 300 -
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300 wo Nothstand und Übervölkerung zu massenhafter zeitweiliger Auswanderung auf Arbeit und Erwerb zwingen. In neuerer Zeit sind auch nicht wenige nach Amerika ausgewandert, aber es hat dabei an bitteren Erfahrungen und abschreckenden Beispielen nicht gefehlt. Manchmal sind solche Auswanderer in traurigem Zustande wieder zurückgekommen, obwohl sie mit den schönsten Zukunftsträumen und mit Spottliedchen auf die Signori ausgezogen waren. Im Ganzen, von Ausnahmen, deren es überall gibt, abgesehen, ist der wälfch- tirolische Bauer, um derb zu reden, ein prächtiger Kerl. Er ist offen, aufgeweckt und findig, er hat Schliff in Sitte und Rede, er zeigt unverwüstliche Lust zur Arbeit, so lange sie ihm nur wenigstens das karge tägliche Brod einträgt. Er ist ausdauernd, abgehärtet gegen Hitze und Frost und äußerst genügsam. Seine Nüchternheit kann freilich zuweilen am Weine Schiffbruch leiden, wobei er im Streit erregt und gereizt leicht auch zum unver- meidlichen Messer greift. In einzelnen Gegenden war in früherer Zeit selbst die Blutrache uicht unbekannt. Den Stolz des dentschtirolischen Bauernvolkes, welches alles „Herrische" haßt, kennt der wälschtirolische Bauer nicht. Es ist anch charakteristisch, daß er dem Teutschen in der Regel freundlich und mit Vertrauen entgegenkommt und sich gegen ihn zuvorkommend benimmt. Den Priestern, wenn sie nur der Klugheit guter Seeleuhirteu nicht entbehren, ist er in Achtung, aber nicht blind gehorsam ergeben. Noch einen Vortheil hat er voraus; Dank dem edeln Geschenk des Bacchus keimt er das Schnapstrinken nicht, welches in Nordtirol — es wäre unnütz, sich darüber täuschen oder es bemänteln zu wollen! — das Landvolk physisch und moralisch herabbringt. In einem andern Stück aber ist er hinter dem dentschtirolischen Bauer zurück, nämlich an Sinn für häusliche und öffentliche Sauberkeit, wovon der Hauptgrund in der Vereinigung der Wohn- und Wirthschaftsgebäude liegt. Das ist der wälschtirolische Bauer mit seinen Licht- nnd Schattenseiten. Nicht gar selten, namentlich in abgelegenen Thälern, stößt man noch auf patriar- chalisches Familienleben. Kein wälfcher Bauer setzt sich oder läßt sich auf ein Ausgedinge setzen. Die erwachsenen Söhne mögen heiraten und im Hause bleiben, man engt sich ein, man schiebt sich und rückt zusammen, so weit es möglich ist. Es wächst eine Schar von Enkeln heran, der Alte hat Mühe, sich die Namen alle zu merken, aber Familienhaupt und Herr im Hause, auch wenn die Schwiegertöchter zuweilen nicht gehorchen wollen, bleibt er, so lange ihn der Himmel bei Leben und Verstand läßt. Im Winter lebt der Signore seinen Geschäften oder Gewohnheiten gemäß, während der Bauer sich zu Hause zu schaffen macht oder in den Feldern hackt und gräbt. Im Etsch- thal ist diese Jahreszeit in der Regel mild, doch fehlt es manchmal an überraschenden ausgiebigen Schneefällen und an empfindlicher Kälte nicht. Ist der Winter vorüber, so
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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