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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 308 -
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308 in Fassa in völlig theatralischer Weise, kommt es vor, daß man dem Bräutigam, wenn er die Brant aus ihrem Hause abholt, unter allerlei Vorwänden die Thür versperrt und ihm wirkliche oder verkleidete alte Weiber, dann anch Mädchen vorführt, die er natürlich ausschlägt, bis endlich die rechte kommt und von ihm umarmt wird. Wenn in Rendena die Brautleute zum Altar treten sollen, zieht der Führer des Bräutigams, eompars äeli' annello (Gevatter des Ringes) genannt, ein schön gesticktes weißes Tüchlein hervor, reicht der Braut einen Zipfel uud führt sie so zum Altar und ebenso nach vollzogener Trauung auf ihren Platz zurück, wobei das Tüchleiu in ihrer Hand bleibt. Es folgt ein Mahl im Hause der Braut uud daun der Umzug iu das Haus des Bräutigams. An der Schwelle desselben wird die Braut vom jüngsten weiblichen Mitglied des Hauses empfangen und ihr ein Glas Wasser gereicht. Dies ist eine abgeschwächte alte Sitte; denn früher war es ein Becken voll Wasser, die Braut mußte sich die Hände waschen uud ein Geldstück in das Becken legen. Ein schöner Zug ist es, daß die Neu- vermählten abends, bevor sie sich zu Bett begeben, für die abgeschiedenen Seelen ihrer beiderseitigen Verwandtschaft beten müssen. Bei dem am nächsten Tag folgenden Mahle wird die Nüchternheit des jungen Ehemanns auf die Probe gestellt. Nachdem schon lange gegessen und getrunken worden ist, reicht die Mutter der jungen Frau dem jungen Ehe- mann ein behutsam umgestürztes Glas Wein auf einem Teller. Nimmt er es, wenn er selbst schon dem Wein zugesprochen hat, unachtsam und fließt der Wein aus, so folgt Gelächter mit ungünstigen Bemerkungen. Wendet er aber Glas und Teller behutsam um und bringt so mit vollem Glase das Wohl der Gäste aus, so erhält er lärmeudeu Beifall und das junge Ehepaar wird beglückwünscht. Das Entführen der Brant und die Absperrung des Weges vor dem herankommenden Brautzuge ist wie anderwärts noch da und dort zuweilen üblich. Auch wenn die Braut aus einem anderen Dorfe ist als der Bräutigam, so wird ihm, wenn er sie abholt, gern der Weg versperrt und er muß mit Weinspenden sich lösen. Dieser letztere Fall gibt in Fassa Anlaß zur sogenannten Baschia, einer höchst ergötzlichen Volkscvmödie, welche Herr Felix Valentini im Annuario der Trideutiuer Alpinisten von 1886 sehr anschaulich beschrieben hat. Will der Bräutigam mit der Braut aus deren Dorf abziehen, so werden sie sammt ihrem Gefolge von einem Finanzbeamten und seinen Wachen verhaftet und anf einen Platz geführt, wo auf einer Bühne ein Präsident mit seinen Beamten sitzt. Auf einer nahen Anhöhe sind phantastisch verkleidete Soldaten zu sehen, welche aus Fässern oder Mörsern gleichwie aus Kauouen Rauch auspusteu lassen, mit Pfählen und Bindfaden Telegraphenleitungen herstellen, Locomotiven hin- nnd herschieben und andere ergötzliche Spiele treiben. Vor dem Präsidenten wird der Bräutigam von einem Harlekin angeklagt, daß er, ohne Zoll zu bezahlen, dem Staate ein
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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