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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 326 -
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326 Himmelfahrtstag (15. August) aus. Es ist die neueste und höchst entwickelte Phase einer Tracht, welche ungefähr aus dem Anfang unseres Jahrhunderts stammt; früher war sie anders, jedenfalls einfacher, darum vielleicht sogar schöner. Stricken und Sticken lernten die Tesineriuueu erst von Fremden. Ja, in älterer Zeit soll in Val Tesino eine auch noch so zahlreiche Familie zusammen nur ein einziges Paar Schuhe besessen haben, und es soll ein Familieuereiguiß gewesen sein, wenn wieder einmal jenem Familienglied, welches sich der größten Füße erfreute, zugleich für alle ein neues Paar Schuhe angemessen wnrde. Dieses wurde von den Familiengliedern abwechselnd nur dauu getragen, wenn sie zur Communion gingen. Aber die wackere Tesinerin steht darum nicht an, an Werktagen im gewöhnlichen Hauskleid auch die schwerste« Feldarbeiten zu verrichten. Für einen auswärtigen Freier bleibt es jedoch immer ein Wagestück, sich aus Val Tesino eine Frau zu holen, weil sie ihm leicht entläuft, wenn bei ihr das Heimweh stärker wird als die Liebe. Noch einer Frauensitte muß ich gedenken, nämlich der, sich an Sonn- und Fest- tagen in einen großen, den Kopf und über dem meist schwarzen Gewände fast den ganzen Leib bedeckenden weißen Schleier zu hüllen. Diese Sitte muß einst, wenigstens im Lager- thal, ziemlich allgemein gewesen sein, ist aber immer mehr und mehr abgekommen und heute fast gänzlich verschwunden. Die liebe Armuth gönnt an manchen Orten in den Thälern und auf den Bergen auch dem weiblichen Geschlecht den Luxus theurer Lederschuhe nicht; es werden auch an Festtagen Holzschuhe, sFÜlmero, ckamdi e, cospi und wie sie noch heißen mögen, getragen. Welches Geklapper, wenn die ländlichen Huldinnen an Sonntagen, eine nach der anderen in die Kirche treten und sich auf ihre Plätze begeben! In der Anlage der Wohnungen nähern sich die Ladiner den Deutschtirolern, da bei ihueu die Bauernhäuser theils aus Stein, theils von Holz uud die Wohn- uud Wirthschaftsgebäude in der Regel getrennt sind. Bei den Wälfchtirolern ist ein Typus des Bauernhauses nicht herauszufinden, ja man mag zweifeln, ob es jemals einen solchen einheitlich gegeben hat. Manchmal tritt man dnrch einen Thorbogen in einen Hofraum; zu ebener Erde befindet sich der Stall mit Nebenställen, Schupfen und Holzlegen, mitunter wohl auch noch eine Stube und die Küche. Im ersten Stock, von außen oder von innen mit herumlaufenden Gängen oder Söllern versehen, befinden sich verschiedene Wohu- und Arbeitsräume und die Einlagen für Heu und Stroh. Aber alles dies ist mit Ausnahme der Ställe nach Bedürfniß und Zweckmäßigkeit veränderlich, da ja in einem Hause manchmal mehrere Familien zusammenwohnen und selbst die einzige Küche getheilt werden muß. Eigentlich charakteristisch bleibt nur das luftige, seltenem aus Schindeln oder Brettern, meist aus Hohlziegeln bestehende Dach, unter welchem
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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