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der Stelle, wo er sich von seinem Gedicht verabschiedet, daß, wenn es aus Zufall vor die
Herren, an die es gerichtet ist, käme, es zuerst die schuldige Verbeugung mache und dann um
Entschuldigung dafür bitte, daß der Dichter, um den Gefühlen seines Herzens Ausdruck
zu geben, es gewagt hat, sein Gedicht in der Mundart seiner Heimat zu versassen, welche
er besser kenne als die toseanische oder römische Sprache. Von demselben Dr. Sieli erschien
im Jahre 1777 ein hübsch geschriebenes Hochzeitsgedicht unter dem Titel: ,k>er le nvM
6el 8nr (Üont Älatteo eck LkiastsII l'kunn colla Liora Oontessa Narianna eck
Lin^enckorlk."
Nicht geringeres Geschick als Sieli zeigten dann in der Dichtung der Nonsberger:
Bartolommeo Tomazzoli, Baron Cristani aus Rallo, Giuseppe Giuliani aus
Nauo und insbesondere Pietro Scaramnzza aus Cles, der Verfasser der unter dem
Titel ,Ll Vöries 2ivili??ä« 1862 erschienenen Gedichte. Scaramuzza hatte zuerst seine
Gedichte echt uonsbergisch geschrieben und dann etwas „civilisirt", das heißt mit einem
gewissen Trienter Anstrich versehen, damit dieselben für weitere Kreise mundgerecht seien.
Von Giuseppe Mauincor aus Casez erwähnen wir die »lümickiea en linZa
nonesa. Olincka cka «Üalckes«, eine schön geschriebene poetische Erzählung der unglücklichen
Liebe Oliudas zu einem Troubadour und von Giuseppe Sicher aus Corredo
atlorn In Val cke k^on", eine anziehende Beschreibung des Nonsthals in 267 Vierzeilern
mit einer Vorrede in ?rosn nonesg,, wo der Verfasser den Leser ersucht, ihn ja nicht für
einen Dichter zu halten, sondern sich zufriedenzustellen mit „cäter versi blotti er» äialet
nones, o cnn cliesti enparar ei miZol, cke 't sta, Val tmi volest ctirve".
Eine wahre Perle nonsbergifcher Dialectdichtnng ist endlich die poetische Epistel,
welche Bartolo Sicher aus Corredo von Sardinien aus, wo er damals Lyeealprofessor
war, im Jahre 1874 an seinen Freund Josef Gilli von Sfruz im Nonsberg gerichtet hat,
mit der Überschrift: ,Oall' isola t sarcki, en ine^ al mar, mnncki sta snonssaäa all'
nini^o von öeppo ckn Lki'u?" (Trento, 1884). Unter den achtundvierzig achtzeiligen
Strophen sind am rührendsten die dreizehnte und die vierzehnte, welche die Mühsale
jener armen Knaben beschreiben, die gezwungen sind, für mehrere Monate des Jahres
die Heimat zu verlassen, um in entfernten Gegenden, unter den größten Entbehrungen
das Handwerk des Kaminfegers zu treiben.
Die mundartliche Prosa seiner Heimat pflegte Giuseppe Pinamonti aus Rallo
(geb. 1783), welcher, wie bekannt, auch der Verfasser der italienischen Schrift Naunia
ckeseritta al viaMntore* ist. Von ihm sind das anonym erschienene, für die Kenntniß
der heutigen Mundart des Nonsberges wichtige Schriftchen ,1,e stiaäe e i ponti cie la
Vnl cke Xon. (üomsckia ck'un sol atto e ck'una sola sena", ein Zwiegespräch in ver-
schiedenen Mundarten vom Nonsberg und Sulzberg, worin Männer und Weiber aus allen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch