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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 350 -
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350 tiera (terra), üer (kerrum), ierba (kerba) verweist uns wieder anderseits auf rumänisches piepten, sies, tiera, tier, ierbä, auf spanisches tierra, kierro, vsrda, auf wallonisches tierre, ker. Gerade in vergleichender Hinsicht sind also ladinische Studien für den Romanisten von einem nicht zu unterschätzenden Werthe. Das Idiom eines jeden ladinischen Thals hat seine eigenen dialectischen Schätze, ja selbst in einem und demselben Thal kann man oft zwischen den einzelnen Gemeinden verschieden gefärbte Mundarten unterscheiden; besonders gilt dies von dem Thal Enneberg, wo z. B. zu Colsosc und Corvara sich lautliche Abweichungen zeigen, die bei der geringen Distanz beider Gemeinden umso auffälliger sind, so die unveränderte Erhaltung des lateinischen ü in Colsosc, die Wendung nach ü in Corvara; fast möchte man sagen, daß der lombardische Einfluß in seinem Kampfe gegen das reine römische Element in diesem von den großartigsten Dolomiten eingeschlossenen Kessel Sieg und Niederlage zugleich davontrug, daher aus der einen Seite mur (murus), üa (uva), seZü (seeurus), un (unus), «Zur (ckurus), dagegen in Corvara mür, üa. seZa, ün, «Zar. Die Abweichungen vom Enneberger Dialeet, die dem Linguisten in Colsosc ins Auge fallen, dürften zum Theile wenigstens auf Einfluß des benachbarten Grödner Idioms zurückzuführen sein. Es lassen sich überhaupt im Enneberger Thal drei lautlich bedeutend von einander abweichende Dialecte unterscheiden, die Colfosker, die Abteier und die eigentliche Enneberger Mundart. Unstreitig muß die erste von diesen als die reinste bezeichnet werden, wenn anders reine Wiedergabe der ursprünglichen Laute, möglichst große Unabhängigkeit von fremdsprachiger Beeinflussung in dieser Hinsicht maßgebend sind. Daß gerade St. Vigil und die Pfarre Enneberg, wo man das reinste und beste Ladinische hat finden wollen, sogar lautlich, also ganz abgesehen vom Wortschatz, vom deutschen Nachbarn in seinem Idiome stark beeinflußt worden seien, wäre leicht nachzuweisen, eiu Blick auf die Karte genügt aber, um auch dem Laien jene Gegend zu zeigen, die in Enneberg sich als die Trägerin und Pflegerin des reinsten Ladiuismus rühmen darf. Ganz dasselbe gilt vom Grödnerthal; es ist unstreitig falsch, wenn behauptet wird, daß die dortige Mundart eine einheitliche sei; erwägt man, daß St. Ulrich, der Hauptort des Thals, 1590 Einwohner hat und daß die meisten der 760 nichtzuständigen Fremden Grödens auf St. Ulrich entfallen, daß der ganze Verkehr mit den Deutschen fast ausschließlich ans den Hauptort beschränkt ist, so wird man schon von vorneherein zugeben, daß das dortige Idiom, namentlich was den Wortschatz betrifft, nicht dasselbe ungetrübte und unverfälschte Eolorit ausweisen kann wie dasjenige, welches in St. Christina und noch mehr das, welches in Wolkenstein gesprochen wird; daß jedoch vor mehr als hundert Jahren, wo in Gröben noch kein so reger Verkehr mit Schnitzwaaren bestand und der Zudraug der Fremden ein minimaler war, das Idiom ein in jeder Hinsicht einheitliches war, soll hiermit nicht bestritten werden. Analoge Abstusnngen bestehen auch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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