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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Seite - 457 -
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457 Elemente auf Kunst und Künstler Einfluß zu nehmen begannen, blieb doch stets der kirchliche Boden der fruchtbarste für alles künstlerische Schaffen. Die gothische Bauform, die Hierlands ihre erste Anwendung an der im Beginn des XIV. Jahrhunderts erbauten Dominicanerkirche zu Bozen gefunden hat, war für den Monumentalmaler zwar beengender als die romanische mit ihren breiten Flächen, dafür aber eröffnete dem Maler wie dem Bildschnitzer der in der Folge gerade durch einen Tiroler Meister zu hoher Blüte gebrachte gothische Altarbau und die so beliebt gewordene Tafelmalerei ein reiches Feld für künstlerische Bethätigung. Die Auflösung der Mauer- flächen durch den neuen Stil, welche dem Maler oft nicht viel mehr als die Fenster übrig ließ, hatte auch die Aufnahme und Entwicklung der Glasmalerei zur Folge, und schon im XV. Jahrhundert hat das Land einen über die Landesgrenze hinaus bekannten Meister aufzuweisen. Die Zahl der aus dem XIV. Jahrhundert uns erhaltenen Kunstwerke ist sehr gering, doch läßt sich aus der großen Anzahl der aus dieser Zeit uns namentlich bekannten Maler auf das damalige rege Kunstleben schließen. So finden wir in der kleinen Stadt Meran allein fünf Maler aus dem XIV. Jahrhundert urkundlich erwähnt, und zwar den Maler Heinrich (zum erstenmal schon 1291), den Maler Christoph 1342, einen zweiten Maler Heinrich 1351 bis 1363, den Maler Conrad 1378 bis 1388 und den Maler Fridlin. Bozen erscheint um 1325 durch den Maler Meister Perchtold vertreten. Aus den wenigen uns erhaltenen Werken tirolischer Maler des XIV. Jahrhunderts wollen wir der im ältesten Schloßtheil von Runkelstein befindlichen charakteristischen Wandbilder, deren Auffassung und Costüme ganz entschieden in diese Zeit fallen, etwas näher gedenken. Sie liefern den Beweis, daß zur Zeit ihrer Entstehung der Maler schon nicht mehr ausschließlich auf kirch- lichen Boden sich beschränkte und seiner Kunst die, wie es scheint, bis dahin verschlossenen Thore unserer Burgen sich geöffnet haben. Die ul treseo ausgeführten Bilder enthalten Darstellungen eines Ballspiels und eines mittelalterlichen Tanzes. Die mageren Gestalten mit ihren nur wenig ausgeprägten Köpfen sind noch ohne künstlerisches Verständniß gruppirt, mit geringem Aufwand von Farbe und mit mangelhafter Modellirnng gemalt. Das goldene Zeitalter der Gothik in Tirol ist aber das XV. Jahrhundert. Die seit dem Aufhören der inneren Wirren verhältnißmäßig ruhigen Zeiten, das fröhliche Gedeihen der handelsbelebten Städte, der durch das Erschließen reicher Bergwerke wachsende Wohlstand des Landes waren geeignet, eine Blütezeit auch der Kunst herbeizuführen. Mit wahrer Begeisterung griff die Kirche wie die Laienwelt nach der gothischen Kunstform, welche nicht blos auf die Architektur sich beschränkte, sondern alle Gebiete der Kunst umschlang; denn selten blüht ein Kunstzweig allein, sondern er verkündet das Blühen des ganzen Gartens.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Tirol und Vorarlberg, Band 13
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Tirol und Vorarlberg
Band
13
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.12 x 23.1 cm
Seiten
624
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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